1913 -
Langensalza
: Beyer
- Autor: Dageförde, Heinrich, Grundscheid, Carl
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Kaufmännische Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
2 Erster Teil. Die deutschen Landschaften.
Höchst wichtig aber ist die zentrale Lage für den Durchgangs-
(Transit-) Verkehr. Der große Güteraustausch, der sich zwischen den
w. und ö. gelegenen Staaten einerseits und den n. und s. gelegenen
andrerseits vollzieht, flutet zum größten Teil über Deutschland, wobei er
ihm durch Benutzung seiner reichen Verkehrsmittel große und mannigfaltige
Vorteile bringt. Gerade der Zwischenhandel ist es, der Deutschland zu
allen Zeiten einen Ehrenplatz unter den Handelsstaaten einräumte, und
der so viele deutsche Städte, wie z. B. im Mittelalter Augsburg, Nürn-
berg, Erfurt, Magdeburg, Köln u. a., in neuerer Zeit vornehmlich Berlin,
Leipzig, Breslau und Frankfurt a. M., als wichtige Durchgangspunkte
der Verkehrswege bedeutungsvoll machte.
Neben seiner zentralen Lage wirkte noch ein anderer Umstand wesent-
lich fördernd auf die Entwicklung von Handel und Industrie ein, nämlich
seine Eigenart als Binnen- und Seestaat. Auf den ersten Blick
scheint Deutschland ein Binnenstaat zu fetri; liegt doch seine Südgrenze
750 km von der Meeresküste entfernt. Doch das ist nur scheinbar. In
Wirklichkeit haben auch die südlichen Landschaften infolge der Abdachung
Deutschlands von den Alpen zu den deutschen Mittelgebirgen und dem
langgestreckten Tieflande bequeme Verkehrswege zum Meere, besonders
durch die große Zahl schiffbarer Flüfse und Kanäle. Auch beträgt die
deutsche Seekante immerhin etwa x/4 der Gesamtgrenze. Vor allem aber
kommt in Betracht, daß Deutschland einen bequemen Zugaug zur Nord-
see hat, dem Brennpunkt des heutigen Schiffahrtsverkehrs. Wie in
früheren Jahrhunderten die Länder des Mittelländischen Meeres, so be-
herrschen heute die um die Nordsee gelagerten Staaten den Weltverkehr.
Ferner wirken günstig auf die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands
die guten klimatischen Verhältnisse ein. Die Temperaturen der
einzelnen Landschaften zeigen nicht allzu erhebliche Verschiedenheiten. Die
höheren Temperaturen im ^Süden werden durch die im ganzen höhere
Lage gemüßigt, die niederen im Norden durch den Einfluß des Meeres.
So hat die oberbayerische Hochebene eine Durchschnittstemperatur von
etwa die norddeutsche Tiefebene von etwa 8° C. Tie günstigste
klimatische Lage hat die oberrheinische Tiefebene; am ungünstigsten steht
der Osten mit seinem mehr kontinentalen Klima da. Auch hinsichtlich
der Niederschläge nimmt Deutschland eine mittlere Stellung ein. Da
die Westwinde meist Regen bringen, und die Stärke der Niederschläge
wesentlich von der Höhe der Gegend abhängt, sind die regenreichsten
Gebiete: Harz, Teutoburger Wald und die rheinischen Gebirge. Hier
finden wir durchschnittliche Niederschlagshöhen von über 800 mm, während
in der norddeutschen Tiefebene nur etwas über 600 mm und im gesamten