1897 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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(Anschauliche Schilderung der Armut, wie sie spricht aus der
dürftigen Wohnung und dem kärglichen Mahle.)
b. Wie kommt es, daß diese Leute bei aller ihrer Armut und Arbeit
noch singen und scherzen können? (Zufriedener Sinn — Gott-
vertrauen.)
c. Ist das wahr, was die Großmutter erzählt? (Aberglauben!) —
Zusammenfassung.
3. Barbara Uttmann, die Wohlthäterin des Erzgebirges.
Nicht immer ist im Erzgebirge geklöppelt worden. Noch vor 400
Jahren kannte niemand diese Kunst. Die erste erzgebirgische Frau, welche
zu klöppeln verstand, hieß Barbara Uttmann. Sie wohnte in Anna-
berg. Ihr sollt nun heute erfahren:
Iitl: Wie Barbara Uttmann das Klöppeln erlernt hat.
I. Wie man es jetzt lernt, ist euch bekannt, (Klöppelschulen.) Ihr
wißt ferner, was alles zum Klöppeln gehört. (Kissen, Klöppel mit Faden,
Nadeln mit Muster.) Wie mag nun Barbara Uttmann in den
Besitz dieser schweren Kunst gelangt sein?
Ii. Ihr werdet es jetzt erfahren.
1. Ein Winterabend war über Annaberg hereingebrochen. Eisiger
Wind brauste um die Häuser und baute hohe Schneewehen vor den
Thüren auf. Niemand war aus Markt und Gassen zu schauen. Doch
halt! Durch den hohen Schnee schleppte sich mühsam eine Frau. Hunger,
Kälte und Müdigkeit quälten sie. Nur langsam kam sie vorwärts.
Endlich blieb sie ermattet stehen und lehnte sich an die Mauer eines
Hauses. Sie merkte, daß sie nicht weiter konnte. Zaghaft klopfte sie an
den Fensterladen des Hauses. Erstaunt lauschten die Hausbewohner.
Wer mochte Einlaß begehren in später Nacht? Die Hausfrau, Barbara
Uttmann war es, stand auf vom warmen Sitz und eilte vor die Thür.
Freundlich nahm sie die Frau, die müde au der Wand lehnte und um
ein Unterkommen bat, bei der Hand. Sie führte sie in die helle Stube,
kochte ihr eine kräftige Suppe und gab ihr ein warmes Bett. —
Wiedergabe.
Zur Besprechung: Wie konnte aber doch Barbara eine wildfremde
Frau zur Nachtzeit ins Haus aufnehmen! (Die Frau war ja iu großer
Not, hatte kein warmes Kleid, kein Stübchen, darin zu wohnen, kein
Bett, darin zu schlafen, war allein in finstrer, kalter Nacht. Barbara
besaß ein mitleidiges Herz. Sie hatte gewiß den Spruch gehört: „Brich
dem Hungrigen dein Brot und die, so im Elend sind, führe in dein
Haus" und that danach.
2. Was mag nun am andern Morgen geschehen sein? (Ge-
wiß ist die Frau neu gestärkt aufgestanden und ist, nachdem sie Barbara