1897 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Wenn wir mit den Wellen weiter stromabwärts wandern, gelangen
wir in die uns längst bekannte, von hohen Schntthalten umgebene Berg-
stadt Freiberg — (Gründung — Bergschule — Dom) und sodann
nach Halsbrücke, wo wiederum im tiefen Thale sich Pochwerke und
Schmelzhütten erheben und der höchste Schornstein der Welt gen
Himmel ragt. Dieser Schornstein hat dieselbe Aufgabe, wie die große
Esse unserer Wollkämmerei, er soll nämlich den Rauch so hoch wie mög-
lich in die Luft leiten, damit er nicht den Anwohnern lästig wird. Doch
ist die Esse unserer Fabrik noch ein Zwerg gegen die Halsbrücker Esse,
denn diese ist fast dreimal so hoch wie unser Kirchturm, nämlich 140 in
hoch. Man hat sie so hoch gebaut, weil sie nicht gewöhnlichen Rauch,
sondern jene giftigen Dämpfe von den Fluren abhalten soll, die in den
Schmelzhütten entstehen. -— Wenn wir weiter stromabwärts wandern,
gelangen wir bald zu dem Städtchen Nossen. Hier grüßt von Berges-
höh ein festes Schloß. Von ihm aus zogen einst sächsische Fürsten hin-
aus in den grünen Wald zum fröhlichen Jagen. Jetzt wird das Gebäude
teilweise als Strafanstalt benutzt, (Ähnlich wie in Waldheim — Bergt.
S. 104) teilweise dient es als Amtsgericht. (Ähnlich wie in Zschopan!
— Vergl. S. 196.) — Eine Stunde stromabwärts von Nossen liegen
am linken Muldenufer die Reste des Klosters, das einst Otto der Reiche
anlegen ließ (Bergt. S. 59), die Ruine Altenzeua. Hier hansteu
einst fleißige Mönche. „Schweigend saß der Pförtner am Thor und
überwachte den Eingang. Fleißig grub der Gärtner das Land und
pflanzte Reben und Rosen in den fruchtbaren Boden. Emsig kelterte der
Kellermeister den Saft der Traube und verschloß ihn in bergenden Fässern.
Geschäftig malzte der Brauer die Gerste und kochte Bier in dampfenden
Kesseln. Still gebückt saß der Schreiber im gewölbten Zimmer und
malte Noten und bunte Schriften. Ernst schritt der Magister durch deu
Schulraum und lehrte in lateinischer Sprache vornehme Knaben, welche
die berühmte Klosterschule besuchten. Scharen von Wallfahrern traten
ehrfurchtsvoll in die Hallen der Kirche, wo ein Kreuzesbild Wuuder
wirkte. Roß und Reiter, Fuhrwerk und Wandergesell kehrten in dem
gastlichen Kloster ein, das jährlich Tauseude vou Gästen bewirtete. Noch
heute ragt, nachdem ein Blitzstrahl das Kloster zerstört hat, das Winter-
haus empor, in dem der Speisesaal der Klosterbrüder lag. Noch heute
stießt das Wasser, das die Mönche einst in den Klostergarten geleitet
haben. Noch heute sind in den Obst-, Feld- und Watdaulagen die
Spuren des Segens zu entdecken, welchen das Kloster über die ganze
Landschaft breitete. Bor allem aber sind die Grabsteine und Grabgemälde
noch zum Teil erhalten, die von sächsischen Fürsten hier aufgerichtet
wurden." (Schreyer.)
Wenn wir weiter mit dem rauschenden Flusse wauderu, gelangen
wir nach kurzer Wanderung nach Ro^weitt, wo Tuch- und Strumpf-
waren und auch Eigarren hergestellt werden. Von Roßwein aus führt