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1. Königreich Sachsen - S. 160

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 160 — kannst mich erlösen, wenn du allein den Schatz heben wirst, der in diesem Berge verborgen liegt. Reinhard empfand wenig Neigung, dies allein zu thun, erst als der Alte gestattete, daß Reinhard seinen Bruder zur Hebung des Schatzes mitbringen könnte, sagte er zu. Reinhard und sein Bruder versahen sich mit den nötigen Werkzeugen und bestiegen in nächster Mitternacht den Berg. Das Männlein empfing sie, gebot ihnen aber, wenn Stimmen aus der Tiefe fragen würden, was sie mit dem Schatze beginnen wollten, nicht zu antworten und sich durch Drohungen nicht abschrecken zu lassen. Die Brüder begannen zu graben und fanden, wonach sie sich sehnten, den Schatz. Als sie ihn aber heben wollten, erscholl ans der Tiefe eine furchtbare Stimme. Die Schatzgräber schwiegeu. „Gebt Antwort oder ihr müßt sterben!" erscholl es aus der Tiefe. Nun ward Reinhards Bruder doch ängstlich; er antwortete, daß sie sich mit dem Gelde ein frohes Leben zu verschaffen gedächten — da ver- sank der Schatz mit donnerndem Gepolter in die Tiefe! Seit dieser Zeit hat der unglückliche Geist noch keine Erlösung ge- funden. Pfeil. 6, Die lange Schicht zu Ehrenfriedersdorf. In der sächsischen Bergstadt Ehrenfriedersdorf im Erzgebirge lebte einst ein junger Bergmann, mit Namen Oswald Barthel. Er war ein braver, fleißiger Mensch, der von allen Leuten geschätzt und gern gesehen wurde, ja, seine Vorgesetzten hatten den jungen Bergmann so lieb ge- Wonnen, daß ihm der wohlbegüterte Obersteiger Baumwald seine einzige Tochter Anna verlobte. Eines Tages sollte Oswald im tiefem Stollen „Gutes Glück" an- fahren, um einen Durchschlag zu bewirken. Dieser Auftrag war ein schwer ausführbarer, denn ein solcher Durchbruch in einen anderen Stollen ist eine der gefährlichsten Arbeiten beim Bergbau. Oswald und seine Kameraden traten am Tage St. Katharina die Fahrt mit einem herz- lichen Glückauf an, nachdem sie zuvor mit ihrem Steiger gebeichtet und das heilige Abendmahl genommen hatten. Sobald sie im Schachte an dem gefährlichen Punkte ankamen, betrieben sie die Arbeit mit größter Vorsicht, um das Einstürzen der Firstenzimmerung zu verhüten. Die Last, welche auf dieser Zimmerung ruhte, war groß. Eben wollte der Steiger eine neue Anordnung treffen, da vernahm er ein heftiges Krachen in der Firstenzimmerung. „Brüder, rettet euch", rief er, „schnell, es macht einen Bruch!" Alle folgten diesem Rufe, nur Oswald blieb zurück und — wurde verschüttet. Wohl gab man sich Mühe, den Unglücklichen zu retten, die Leute arbeiteten Tag und Nacht, aber vergebens, es brach immer mehr nach — der Ärmste wurde nicht wieder gefunden.
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