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1. Königreich Sachsen - S. 163

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 168 — er für den Fall eines nochmaligen Kampfes eher sein Leben verlieren, als die Burg den Feinden überliefern wolle. Die Besatzung bewunderte den Mut und die Staudhaftigkeit des Verräters, sein Vorgesetzter, welcher immer noch nichts Böses ahnte, zeigte sich wieder freundlich gegen ihn und reichte ihm die Hand zur Versöhnung. Der Nichtswürdige nahm dieselbe mit kriechender Unterwürfigkeit an, aber in seinem Inneren sah es ganz anders aus, denn da gab es nur einen Durst nach Rache, und der Verräter freute sich, daß dieselbe bald erfolgen werde. Es wurde Nacht. Wohl sagte dem Verräter sein Gewissen, daß er ein schweres Unrecht begehe, um so schwerer deshalb, weil er viele Kampf- genossen, die ihm nichts Böses zugefügt hatten, mit ins Unglück stürze, aber er hatte seinen verräterischen Plan einmal begonnen und konnte seine böse Handlung nicht mehr gut macheu. Die Mitternachtsstnnde kam heran, und auch die Nacht im Innern des Verräters wurde immer tiefer, und seine Seele vermochte keine Ruhe zu finden. Gleich einem Gespenste schlich er nach der Eisenthüre, mit welcher die Kellerräume verschlossen waren, öffnete sie mit geringer Mühe, und nun war er am Eingange und lauschte. Bald hörte er die Schweden kommen; sie versammelten sich im Keller, und als derselbe nicht mehr Soldaten zu fassen vermochte, öffnete der Verräter die Thüre, und die Schweden betraten leise den Schloßhof. So behutsam aber konnten sie doch nicht dabei zu Werke gehen, wie sie es anfangs glaubten, denn jedes Geräusch, die Tritte im Sande, das Klirren der Waffen, hallte in der Stille der Nacht durch den ganzen Hofraum. Die Wachhabenden wußten sogleich, woran sie waren. „Verrat! Zu den Waffen!" riefen sie von den Mauern herab ihren Kameraden zu. Mit rasender Geschwindigkeit griff die kleine Besatzung zu den Waffen und ging unter Anführung des Schloßhauptmanns aus den Feind los, der ihr an Macht so sehr überlegen war. Die Überfallenen kämpften mit außerordentlichem Mute, aber sie konnten auf die Dauer nicht stand- halten, und ihre Reihen wurden bald so gelichtet, daß nur noch einige kampffähig blieben. Der Mut dieser Krieger war bewunderungswürdig, so daß der schwedische Anführer erstaunte; es überkam ihn ein mensch- liches Gefühl, und er bot den letzten Scharfenbergern freien Abzug an. Diese gingen nicht darauf ein, sondern kämpften fort, bis endlich auch der wackere Hauptmann unter den Schwertstreichen der Schweden verschied. Nur ein Scharfenberger hielt noch Stand, es war der Fähndrich, welcher die Fahne krampfhaft in den Händen hielt. Der Verräter erblickte ihn und wollte ihm die Fahne entreißen, aber der Fähndrich wich dem An- greiser aus, worauf dieser jenen bis zur hohen Burgmauer hinauf ver- folgte. „Liefere die Fahne aus und ergieb dich!" schrie der Rottmeister. „Nimmermehr", entgegnete der Fähndrich, „einem Krieger, der das Vaterland und seine Kameraden so schmählich verrät, ergebe ich mich nicht, lieber will ich im Kampfe fallen!" 11* - H-F; '-Institut türmte Zonale Schult '••c'.forachung Brau Gcivveig Schurbuehifibfioifiek
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