1898 -
Wittenberg
: Herrosé
- Autor: Vogel, Karl Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Töchterschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Töchterschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Natürliche Grenzen sind die Sudeten, das Erzgebirge, der Böhmer-
wald, die Alpen, der Wasgenwald, die Nord- und Ostsee.
Die Grenzen Deutschlands sind meist sehr offene. Dadurch wird der
Verkehr und Handel mit den Nachbarländern begünstigt; doch ist Deutschland
auch leicht feindlichen Einfällen ausgesetzt, und es sind darnm viele Festungen
zur Landesverteidigung nötig.
Wichtigkeit der Ostgrenze: I. Von Rußland bekommen wir Getreide,
Holz, Haus, Lein (Flachs), Pelzwerk und Gedärme. 2. Die Deutschen haben
die Aufgabe, die Bildung mit nach Osten zu verpflanzen. Das russische Volk
ist im ganzen noch nicht so gebildet, wie das deutsche. (Schulen.) 3. Wir
haben die russische Macht zu sürchteu. (Festungen zu unserem Schutze sind
z. B. Königsberg, Thorn, Posen.)
Bedeutung der Südgrenze: I. Durch diese stehen wir in Verbindung
mit Österreich, in welchem viele Deutsche wohnen und welches bis 1866 mit
Deutschland vereinigt war. Österreich ist jetzt zur Erhaltung des Friedens
mit Deutschland verbündet. 2. Aus Ungarn bekommen wir Getreide (Mehl),
Holz, Schweine (Bakonier), Schafe und Schafwolle. 3. In der Schweiz
wohnen viele Deutsche, weil die Schweiz früher zu Deutschland gehörte.
4. Dnrch die Südgrenze wird die Natnrliebe gefördert: die Alpen bieten
eine Fülle der herrlichsten Natnrbilder und sind alljährlich das Ziel zahl-
loser Reisender.
Bedeutung der Westgrenze: 1. Sie ist wichtig für den Handel:
aus Frankreich bekommen wir Wein, Baumöl, Seide, aus Belgien Spitzen
(die Brüsseler Spitzen sind weltberühmt!), aus Holland Käse, Tabak, Blumen
(Tulpen) u. s. w. 2. Wir müssen vor den Franzosen auf uuserer Hut sein;
sie sind unsere „Erbfeinde" und möchteu gern den Rhein zur Grenze haben.
Jedoch: „Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein", und: „Fest
steht und treu die Wacht am Rhein!" Gegen sie sind im Westen viele und starke
Festungen (Metz, Straßburg) errichtet. 3. Die Deutschen ahmen den Franzosen
in Sitten, Moden und Schriften nach. Ein Nationalfehler der Deutschen
war und ist zum Teil heute noch die Sucht, alles, was aus der Fremde,
namentlich aus Frankreich, kommt, über Gebühr wert zu halten, das Ein-
heimische dagegen zu unterschätzen. Nicht allein das Gute, das von jenfeit
des Rheines nach Deutschland gebracht wurde, ahmte man nach; auch die
französischen Laster schlichen sich bei uns ein. Es gab eine Zeit, in welcher
unser edles Volkstum durch Einführung französischer Sitte, Mode und Sprache
vergiftet wurde. Unsere herrliche Muttersprache mußte in den Palästen und
Schlössern ihrer französischen Schwester Platz machen (Friedrich der Große
von Preußen!), und nur beim Bürger- und Bauernstande, beim „Volke"
fand sie noch eine Heim- und Pflegestätte. Jetzt ist das deutsche National-
gesühl wieder erwacht. („Deutsche Industrie.")
Bedeutung der Nordgrenze: 1. Sie ist die einzige Grenze, an der
das Deutsche Reich vom Meere bespült wird. 2. Das Meer ist wichtig:
a) für den Fischsang (Hering, Stockfisch, Sprotten, Schellfisch); b) für
den Handel (mit England, Rußland, Skandinavien, den deutschen Kolonieen,
Amerika); c) für Entwicklung einer deutschen Seemacht (Kiel, Wilhelms-
Häven); 6) für Entstehung von Seebädern: auf Norderney, Rügen (größte
deutsche Insel), an der Ostseeküste; e) für Gewinnung des Bernsteins
an der Ostseeküste, namentlich im Samlande. 3. In die Nord- und Ostsee