1898 -
Wittenberg
: Herrosé
- Autor: Vogel, Karl Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Töchterschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Töchterschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Sie ist ferner der einzige Strom, welcher beide Landrücken durchbricht, den
südlichen unterhalb Breslau, und den nördlichen unterhalb der Warthemündung.
Unterhalb der Stadt Frankfurt zieht sich längs der Oder das Oderbruch
hin, früher eine gewaltige Sumpfstrecke, in der viel Wasservögel und Fische
lebten. Friedrich der Große ließ sie trocken legen und gewann damit viel
fruchtbares Land, so daß er mit Recht sagen konnte: „Ich habe eine Provinz
gewonnen!" Die Oder mündet in das Stettiner Haff, welches durch die
3 Arme Peeue (im W.), Swine und Divenow mit der Ostsee verbunden
ist. Zwischen den 3 Wasserarmen liegen die beiden Inseln Usedom und
Wollin.
^nliedlnngen an der Oder sind: Breslau, Glogau, Frankfurt, Küstrin
und Stettin. — Breslau (375 T.) ist die größte Stadt und Hauptstadt der
Provinz Schlesien, dritte Residenz und zweitgrößte Stadt Preußens. Sie ist
eine wichtige Handels- (Getreide, Spiritus, Vieh, Wolle) und Fabrikstadt,
wozu sie besonders durch ihre Lage geeignet ist: Lage an einem schiffbaren
Flusse, in der Mitte der Provinz, in der Mitte zwischen Ostsee und Donau,
ein wichtiger Knotenpunkt für Eisenbahnen (8 Linien), in einer fruchtbaren
Ebene und doch auch in der Nähe eines industriereichen Gebirges und einer
kohlenreichen Gegend. In Breslau vereinigen sich die Hauptstraßen von der
Ost- und Nordsee, welche nach der Mährischen Pforte gehen, weshalb die
Stadt den Austausch der Produkte des industriereichen Schlesien mit denen
des Flachlandes sehr gut vermitteln kann. Auf dem rechten, fandigen Oder-
nfer wird namentlich Schafzucht getrieben; deshalb hat Breslau bedeutende
Wollmärkte. Breslau besitzt eine besuchte Universität und auf einer Oderinsel
(Dominsel) einen alten Dom, welcher manche kostbare und seltene Sachen be-
sitzt, z. B. eiueu Hochaltar von gediegenem Silber und den Finger Johannis
des Täufers, mit dem er auf Jesum zeigte. Von Breslau aus erließ Friedrich
Wilhelm Iii. 1813 den „Aufruf an mein Volk". — (Slogan ist Festung. —
Frankfurt (50 T.) liegt östlich von Berlin und ist eine bedeutende Handels-
stadt. Der Handel wird gefördert durch Eisenbahnen, Flußschiffahrt und
Messen. — kiistritt ist eine Festung, welche an der Mündung der Warthe in die
Oder liegt. Hier wurde Friedrich d. Gr. als Kronprinz eine Zeit lang von
seinem Vater gefangen gehalten. — Stettin (140 T.) ist die Hauptstadt der
Provinz Pommern und die erste Seehandelsstadt Preußens, auch die nächste
Seestadt für Berlin. Dampfschiffe und kleine Seeschiffe können bis Stettin
fahren, große Seeschiffe landen in Swinemünde ans Usedom; es ist der
befestigte Seehafen von Stettin. Stettin hat sehr viele Fabriken, besonders
Zuckerfabriken.
Uebenstüsse der Oder sind von rechts die Warthe mit der Netze, von links
die Glatzer Neiße, die Katzbach, der Bober und die Görlitzer Neiße. — a) Die
Warthe ist der bedeutendste Nebenfluß der Oder von der rechten Seite und
fast ebenso lang wie die Oder. Sie entspringt in Polen (Rußland), fließt
erst fast parallel mit der Oder, wendet sich dann nach W. und mündet bei
Küstrin. Ihr größter Zufluß ist die Netz e, welche die Pommersche Seen-
platte nach 8. entwässert. Das Warthe- und das Netzebruch, früher sumpfige
Gegenden, ließ Friedrich d. Gr. ebenfalls entwässern. Die größte Stadt an
der Warthe ist Posen (/O T.), Hauptstadt der Provinz Posen und starke
Festung gegen Rußland. — b) Die Glatzer oder Schleiche Ueiße entspringt
im Glatzer Gebirgskessel und ist der wasserreichste Nebenfluß der Oder von
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