1898 -
Wittenberg
: Herrosé
- Autor: Vogel, Karl Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Töchterschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Töchterschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 43 —
44/10 Mill. Einw.) ist die größte, die südöstlichste und eine der
reichsten und dichtbevölkertsten Provinzen Preußens. Sie umfaßt
das Land zu beiden Seiten der oberen und mittleren Oder und liegt südlich
von der Provinz Posen. Die Provinz grenzt an Rußland, Böhmen und
Mähren, an das Königreich Sachsen, an Posen und Brandenburg. An
der Süd- und Westgrenze ziehen sich die Sudeten hin, namentlich das
Riesengebirge und das Glatzer Bergland. Am Nordfnße der
Sudeten breitet sich die Schlesische Ebene aus, welche im Nordosten durch die
Tarnowitzer Höhen, in denen man nach Kohle, Zink- und Eisenerzen
gräbt, abgeschlossen wird. Die Bewässerung geschieht durch die Oder
und ihre Nebenflüsse, von denen die von rechts kommenden einen ruhigen und
langsamen, die von links kommenden einen reißenden Lauf haben. Die Oder
teilt die Provinz in eine rechte und linke Oderseite. Die linke ist
meist sehr fruchtbar, und es werden Zuckerrüben und viel Weizen und Roggen
gebaut. Einige Städte treiben auch starken Gemüsebau (Breslau, Liegnitz).
Unfruchtbar ist die Gegend nordwestlich von Liegnitz, wo große Kiefernwälder
anzutreffen sind. An den Abhängen des Riesengebirges wird viel Flachs
gebaut. Die rechte Oderseite ist wenig fruchtbar; dafür birgt aber die
Erde reiche Schätze, nämlich Eisen-, Blei- und Zinkerze (Gleiwitz, Beuthen,
Königshütte). Schlesien liefert (namentlich bei Waldenburg) ^ aller Kohlen
in Preußen, und Zinkerze (Galmei) liefert es am massenhaftesten unter allen
Ländern der Erde. — Die Bewohner sind zum größten Teile Deutsche,
doch giebt es auf der rechten Oderseite auch viele Polen und in der Ober-
lansitz Wenden. Die Hauptbeschäftigung bilden Ackerbau, Viehzucht
(Schafe), in einigen Gegenden Bergbau, an den Abhängen des Gebirges
namentlich Spinnerei und Weberei. Schlesien ist auch reich an Heilquellen
(Salzbrunn, Warmbrunn und Landeck). — Die Provinz zerfällt in die
Regierungsbezirke Breslau, Liegnitz und Oppeln.
Breslau ist die Hauptstadt der Provinz, liegt zu beiden Seiten der
Oder und kündigt sich schon von weitem durch seine vielen Türme als Großstadt
an (s. S. 32). Unweit Breslau liegt Mollwitz, wo Friedrich der Große in
den schleichen Kriegen den ersten Sieg über die Österreicher erfocht, und
Leuthen, wo er im 3. schleichen Kriege ein dreimal stärkeres österreichisches
Heer besiegte. — Waldenburg liegt im Steinkohlenbezirk und hat beträcht-
lichen Leinwandhandel. — Glatz und Neiße sind Festungen, Wie die Festung
Glatz den von Böhmen in die Grafschaft Glatz eindringenden feindlichen
Heeren ein Hindernis für weiteres Vordringen sein soll, so ist das ganze
Glatzer Hochland eine natürliche Feste für die Provinz Schlesien. — Oppeln
liegt an der Oder und hat viele Fabriken. — Bei Ratibor wird die
Oder schiffbar. — Lenthe», königslmte und Gleiwitz liegen in dem dicht-
bevölkerten Steinkohlen-, Eisen- und Zinkbezirke. Hier ist Bergbau und
Hüttenwesen die Hauptbeschäftigung der Bewohner. — Lieqnitz (52 T.),
oftmals Klein - Breslau genannt, liegt in einer fruchtbaren Ebene an der
Katzbach und treibt bedeutenden Gemüsebau. Hier siegten vor mehr als
650 Jahren (1241) die Mongolen und 1813 wurden die Franzosen ge-
schlagen. — Lmylau hat berühmte Töpfereien („Bunzlaner Geschirr"). —
Görlitz (70 T.) ist die zweitgrößte Stadt Schlesiens und besitzt wichtige
Tuchfabriken. In der Nähe liegt der aus Basalt bestehende Berg Lands-
kröne mit herrlicher Aussicht. - Glogau ist eine Festung an der Oder. —