1898 -
Wittenberg
: Herrosé
- Autor: Vogel, Karl Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Töchterschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Töchterschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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hat auch eine katholische Universität. Die Stadt ist ein Knotenpunkt wichtiger
Straßen und liegt in der Mitte der westfälischen Tieflandsbucht. In dem
Saale des Rathauses wurde (1648) der Westfälische Friede geschlossen, und
es sind darin noch jetzt die Bildnisse der dabei beteiligten Fürsten und Ge-
sandten zu sehen. Im Rathause sind ferner noch die Marterwerkzeuge auf-
bewahrt, mit denen die Wiedertäufer, die hier zu Luthers Zeit ihr Wesen
trieben, zu Tode gemartert wurden. — Minden treibt Handel und ist die
wichtigste Stadt Westfalens an der Weser. Es liegt dicht unterhalb der
„Westfälischen Pforte", einem Thale, das zu beiden Seiten von Bergen ein-
geschlossen ist; sie bildete seit ältester Zeit eine Hauptstraße zur Verbindung
der Rheinlande mit der Deutschen Tiefebene, und durch sie führt jetzt die
Kölu-Mindener-Eifenbahn. — Bielefeld ist der Hauptsitz der Leinenindustrie
in Westfalen. In der Umgegend wird viel Flachs gebaut. — Paderborn
liegt an der Pader, deren Quellen teils unter, teils neben dem Dome hervor-
sprudeln. Hier hielt Karl d. Gr. ein „Maifeld" ab und setzte zur dauernden
Bekehrung der Sachsen einen Bischof ein. — Arnsberg an der Ruhr liegt im
waldigen, unfruchtbaren Sauerlande. Wegen der Wälder wird die Gegend
auch „Westfälische Schweiz" genannt. Die Bewohner dieses Gebietes
meinen mit Stolz, der Name „Sauerland" stamme daher, daß Karl d. Gr.
gesagt habe: „Das ist mir ein saures Land geworden!" — Iserlohn (= Eisen-
lohn = Eisenwald) verdankt seinen Namen dem Eisen, das hier gewonnen
und verarbeitet wird. — Aortmund (111 T.) ist die größte Stadt West-
falens und der Mittelpunkt des Eifen- und Kohlenbergbaues in der Graf-
schast „Mark". Hier war der Mittelpunkt der mittelalterlichen Femgerichte,
an welche noch eine Femlinde erinnert. — Bochum (54 T.) ist wichtige
Fabrikstadt. — Soest [sohst] liegt in sehr fruchtbarer Gegend, welche die
„So est er Börde" genannt wird. Die Bewohner leben vorwiegend vom
Ackerbau. Die Stadt ist unregelmäßig und weitläufig gebaut und wird des-
halb „das große Dorf Westfalens" genannt. — Siegen ist der Mittelpunkt
ansehnlichen Bergbaues und Hüttenbetriebes und der Geburtsort Diesterwegs,
des bedeutendsten deutschen Schulmannes im 19. Jahrhundert.
12. Die Kheinprovin) oder das Rheinland (490 □ Meilen oder
27 000 qkm und über 5 Mill. Einw.) ist die westlichste, am weitesten
nach 8. streichende, am dichtesten bevölkerte und volkreichste, sowie die meisten
größeren Städte enthaltende (7 haben mehr als 50 T. Einw.) Provinz
Preußens. Sie liegt zu beiden Seiten des Rheines und grenzt im W. an
Lothringen, Luxemburg, Belgien und Holland. Sie zerfällt in einen nördlichen
Teil, welcher der niederrheinischen Tiesebene angehört und gleichsam den
Übergang zu Holland bildet, und einen südlichen, gebirgigen Teil. Der
Boden ist fruchtbar und wird sorgsam angebaut, so daß die Rheinprovinz
zu den gesegnetsten deutschen Landstrichen gehört, namentlich das nördliche
Tiefland und die Thäler des Rheines und der Mosel. Unfruchtbar sind die
Hochflächen der Eifel und das Hohe Bemt. Die Gebirge der Provinz sind
Hnnsrück, Eifel, Hohes Venn, Westerwald, Siebengebirge und Sauerland.
Der Haupt ström ist der Rhein mit seinen Nebenflüssen Sieg, Wupper,
Ruhr, Lippe, Nahe und Mosel. Der Rhein durchfließt nur diese preußische
Provinz und gehört ihr auf einer Strecke von 40 Meilen an. Das Rheinthal
ist eine von den „3 Schönheiten Preußens." Die Mosel macht zahlreiche
Windungen; ihr Südufer eignet sich vorzüglich zum Weinbau, ihr Nordufer
Vogel, Geographie. Slulg. A. 1. Heft. 4