Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Erdkunde in anschaulich-ausführlicher Bearbeitung - S. 32

1893 - Bielefeld : Velhagen & Klasing
wird. (Welche Gebirge scheidet die Mosel? die Nahe? die Ruhr?) Unter allen preußischen Provinzen erstreckt sich keine so weit nach Süden wie die Rheinprovinz. Daraus erklärt sich das milde Klima, das in den Gebirgstälern herrscht. Darum auch gedeiht hier auf dem sonnerwärmten Schieferboden und im Schutze gegen die rauhen Winde ein vorzüglicher Wein, der für den Rheinländer eine nicht geringe Ein- nahmequelle bildet. Besonders viel Wein wird im Mosel- und Nahethale gebaut. (Vergl. den Nheingau S. 12.) Die Mosel windet sich von Trier bis Koblenz zwischen den Bergen der Eifel und des Hnnsrücks hindurch und macht daher ungemein viele Krümmungen. Die Nordabhänge der Ufer sind mit Eichengebüsch, sogenannten „Lohhecken", bepflanzt. Alle 15 Jahre werden dieselben niedergehauen. Die Rinde wird dann von den Stämmen abgeschält und an die Gerber verkauft. Die Südabhängc dagegen, in deren Felsen- geklüs^e die Sonnenstrahlen heiß hineinfallen können, erzeugen den bekannten Mosel- wein. Da ist jedes Fleckchen Erde mit Reben bepflanzt. Stufen erheben sich über Stufen, oft 20—30 übereinander. Die einzelnen Stufen nennt man Chöre. Sie sind von niedrigen Mauern eingefaßt, damit der Regen die Erde mit den Reben nicht in die Tiefe hinabspüle. Überall sieht man hohe Pfeiler mit Gewölben, welche Wein- gärten tragen. Zuweilen führen hohe Brücken von einem Felszacken zum andern. Auf mühsamen, oft stundenlangen Bergpfaden muß der Winzer Erde und Dünger nach oben schaffen. Wohl ihm, wenn eine reiche Ernte seinen Fleiß belohnt! ■Jm Innern des rheinischen Schiefergebirges lagert ein großer Schatz von Mine- ralien, die für den Rheinländer ebenfalls eine bedeutende Erwerbsquelle bilden. Eisen und Blei wird unter allen preußischen Provinzen in der Rheinprovinz am meisten ge- Wonnen, und ihr Kohlenreichtum ist einer der größten in Deutschland, besonders an der Ruhr, bei Saarbrücken und bei Aachen. Deshalb herrscht auch in der Rhein- Provinz eine ungemeine Regsamkeit in der Gewerbthätigkeit namentlich da, wo das Tiefland an das Gebirge grenzt, südlich von Aachen und östlich von Düsseldo^ 2. Fabrikthätigkeit. Der Mittelpunkt der rheinischen Gewerbthätigkeit ist das Thal der Wupper. „Meilenweit zieht sich in ununterbrochener Reihe die Zeile der Häuser hin. Rad an Rad wälzt sich geschäftig um, Schlot ragt an Schlot empor. Thalauf, thalab erdröhnt der Fall des Hammers und rollt die Walze im geräuschvollen Umlauf. Hier schnurrt die Spindel, dort klappert hastig der Webstuhl. Bald sind es Eisen, Stahl und Messing, bald Seide, Baumwolle und -Leinen, welche unter kunstreicher Hand im Dienste der Gewerbe sich mannigfaltig umgestalten." Hier liegt die Doppelstadt Elb er- seld-Barmen (250 T.), die sich etwa 10 km lang im Wupperthale ausdehnt und durch ihre Band- und Seidenwebereien weit und breit berühmt ist. Weiter thalaufwärts — etwas abseits von der Wupper liegt Solingen, dessen Schwerter und Klingen so vorzüg- lich sind, daß sie selbst in englischen und französischen Heeren im Gebrauch sind. In Rem- scheid, dessen nächste Umgebung von 18 Bächen durchflössen wird, welche Schleifsteine, Räderwerke:c. in Bewegung setzen, werden vorzugsweise Werkzeuge (Sensen, Sägen, Äxte, Beile, Geräte für die verschiedensten Handwerker:c.) hergestellt. Lennep ist besonders durch seine Tuchwebereien bekannt. Die bedeutendste Fabrikstadt des Rheinlandes — ja, der ganzen Welt ist jedoch Essen. Hier liegt die Gußstahlsabrik des „Kanonen- königs" Krupp, in der jährlich Tausende von großen und kleinen Kanonen, Eisenbahn- schienen, Waggonrädern :c. gegossen werden. Die hier gegossenen Kanonen sind von solcher Güte, daß kein Land der Welt — selbst England nicht — gleiches zu bieten vermag. Hunderte von hohen Fabrikschornsteinen schwärzen hier die Luft; jeden Tag werden 3 Mill. kg Steinkohlen und 1v» Mill. kg Erz verbraucht. Mehr als 80 große Dampfhämmer besorgen die Schmiedearbeiten, und wenn der Riese unter ihnen — der 50 000 kg schwer ist — auf das glühende Eisen niederfällt, dann glaubt man den Donner einer Kanone zu hören, und Thüren und Fenster erbeben im weiten
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer