1893 -
Bielefeld
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Wurthe, Wilhelm, Schulze, Hermann, Niemann, Gustav, Gieseler, Albert, Baade, Friedrich, Borchers, Emil
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Weltstellung verdankt: 1. es ist von 3 Erdteilen umlagert (welchen?), 2. es ist von
3 Seiten von Meeren umspült (welchen?), 3. es hat unter allen Erdteilen die reichste
Küstenentwicklung. (Suche die wichtigsten Meerbusen, Inseln und Halbinseln aus der
Karte auf!) Diese 3 Umstände, besonders aber die reiche Kiistenentwicklung, sind es
gewesen, die zunächst Handel und Verkehr begünstigten und dadurch Europa allmählich
auf seine jetzige hohe Kulturstufe gebracht haben.
2. Bedeutung der Küstenentwicklung. Ein Erdteil, welcher keine Buchten hat,
ist schwer zugänglich. Je tiefer dagegen das Meer ins Land einschneidet (wie z. B.
dies bei Slldeuropa der Fall ist), desto leichter ist es, ins Innere des Erdteils ein-
zudringen. Der Mangel an Buchten erschwert aber auch die Anlage von Häfen, und
wo letztere fehlen, da können keine Schiffe landen, weshalb hier den Fremden der Zu-
tritt verschlossen ist. Anders ist es, wenn ein Land viele Buchten und Häfen hat.
Letztere befördern nicht nur die Schiffahrt des Landes selbst, sondern locken auch fremde
Völker an, um Erzeugnisse ihres Landes zum Umtausch zu bringen. Es entwickeln sich
Handel und Verkehr. Mit dem Austausch der Waren ist aber noch ein andrer Vorteil
verbunden. Durch die Fremden werden auch fremde Kunsterzeugnisse, Erfindungen,
Kenntnisse zc. llberbracht. Dieser Umstand aber trägt nicht unwesentlich zur Erlangung
einer höhern Bildung und Gesittung bei. Insofern kann man also wirklich sagen,
daß die Meeresbuchten einen Erdteil aufschließen.
3. Das Klima in Europa ist im allgemeinen ein gemäßigtes. Sowohl die Hitze
des Südens wie die Kälte des Nordens ist noch erträglich. Der Nordwesten hat be-
sonders durch die Einwirkung des Golfstromes (des „Ofens vom nordwestlichen Europa")
ein sehr mildes Klima erhalten 1l2).H,ier an der Küste bleiben selbst zur Winter-
zeit Myrten im Freien grün, währen!) im Osten der Winter mit großer Strenge auf-
tritt. Der Westen Europas hat, da er dem Meere nahe liegt, viel Regen, milde Winter
und mäßig warme Sommer. (Warum? S. 25.) Je weiter wir aber nach Osten wan-
dern, desto geringer wird der Niederschlag und desto größer der Unterschied zwischen
Winter und Sommer. (S. 13.)
4. Bodengestalt. Der Südwesten Europas ist vorzugsweise Gebirgslaud, der
Nordosten Tiefland. Das mächtigste Gebirge sind die Alpen, an die sich die Pyre-
näen, die Apenninen, die Karpathen und der Balkan anschließen. Den größten
Raum (doppelt so groß wie die Alpen) aber nimmt das skandinavische Gebirge
ein. Die Hochgebirge sind überall von Flußthälern und Niederungen durchbrochen, so
daß sie sast alle mehr oder weniger leicht zugänglich sind. (Suche die bedeutendsten
Flüsse sowie ihre Quelle und Mündung auf der Karte auf!)
5. Die Alpen, a) Die Alpen — das höchste Gebirge Europas — bilden einen
gewaltigen 1000 km langen Halbbogen, der am mittelländischen Meer (östuch von der
Rhonemündung) beginnt und sich bis an die ungarische Tiefebene erstreckt. (Welche
5 Länder nehmen an ihnen Teil?) Man unterscheidet die West-, Mittel- und Ostalpen.
1. Die Westalpen (in Frankreich und Italien) reichen von der Rhonemündung
bis zum Genfersee. Zu ihnen gehört der Montblanc, der höchste Berg der Alpen
und zugleich ganz Europas (4800 m). Durch den Mont Cenis [fceni] fährt
hier eine Eisenbahn, welche Frankreich mit Italien verbindet.
2. Die Mittelalpen erfüllen hauptsächlich das Gebiet der Schweiz. Zu
ihnen gehören die wildesten und großartigsten Alpenzüge wie die penninischen
Alpen mit dem großen St. Bernhard (Bernhardiner Hunde), dem Monte
Rosa (4600 m) :c. und die Berner Alpen mit dem Finsteraarhorn und der
Jungfrau (ebenfalls über 4000 m). Hier finden sich die breitesten Schneefelder,
die größten (über 20 km langen) Gletscher und die meisten „Zacken" und „Hörner" der
Alpen (wie die Schreckhörner, die Wetterhörner 2c.). — Etwa in der Mitte der Mittel-
alpen erhebt sich der Gelnrgsstock des St. Gotthard, ein Quellgebiet von 4 Flüssen.