1893 -
Bielefeld
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Wurthe, Wilhelm, Schulze, Hermann, Niemann, Gustav, Gieseler, Albert, Baade, Friedrich, Borchers, Emil
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Sonnenglut, und nicht selten sind dann die Viehherden dem Verschmachten nahe. Im
September ruft der Herbstregen noch einmal frisches Gras hervor. Dann aber folgt
der rauhe Winter mit seinen Schneestürmen, die zuweilen ganze Viehherden vernichten.
Im westlichen Teile sind die Tataren und Kosaken seßhaft, während im Osten die
Kalmücken und Kirgisen von Ort zu Ort ziehen und bald hier, bald dort ihre Filzzelte
aufschlagen. — Am schwarzen Meere liegt Odessa, der Haupthasen für russische Ge-
treideausfuhr, am kaspischen Meere das durch seinen Kaviar berühmte Astrachan.—
Im schwarzen Meere finden wir die Halbinsel Krim mit der Festung Sebastopol.
7. Die Bevölkerung Nußlands setzt sich aus vielen verschiedenen Völkern zu--
sammen. Den Hauptbestandteil bilden jedoch die Russen, die in Großrussen (in der
Mitte des Landes) und Kleinrussen (im Südwesten) unterschieden werden.
Der Russe badet sehr gern. Daher finden wir selbst in den kleinsten Dörfern
Badestuben. Alle 8 Tage wenigstens nimmt der Russe ein Schwitzbad. Wenn er in
den größten Schweiß geraten ist, springt er plötzlich ins kalte Wasser oder wälzt sich
(im Winter) wohl gar im Schnee. Der Russe bekennt sich in der Regel zur griechisch-
orientalischen Kirche (der herrschenden des Landes), deren Oberhaupt der Zar ist. Daher
erklärt sich die kindliche Liebe des Russe» zum Zaren und sein williger Gehorsam. Die
Forderungen der Kirche, Anbetung der Heiligenbilder und strenges Fasten, erfüllt er
sehr gewissenhaft. Will er etwas Wichtiges vornehmen, so geht er zuvor in die Kirche,
küßt die Heiligenbilder, zündet vor ihnen Lichter an und betet vor ihnen. Schon als
Kind erhält er von seinen Eltern ein geweihtes Heiligenbild, das stets neben einem
brennenden Lichte vor seinem Bette hängt.
11. Schweden und Norwegen. (I V» v. Deutscht. — aber nur 6v2 M.)
1. Die skandinavischen Alpen durchziehen der Länge nach fast die ganze Halb-
insel und nehmen etwa doppelt so viel Raum ein als die Alpen. (Welcher Teil der
Halbinsel wird hauptsächlich von ihnen angefüllt?) Sie setzen sich aus gewaltigen
felsigen Hochebenen zusammen, auf denen sich einzelne flachgewölbte Kuppen oder türm-
förmige Spitzen erheben. Im Norden sind schon alle Höhen über 900 m mit ewigem
Schnee bedeckt. (Wo beginnt die Schneegrenze in den Alpen? ss.48.] Wie erklärt
sich die verschiedene Höhe dieser Grenzen?) An Wildheit steht das skandinavische Ge-
birge in Europa unübertroffen da. Bald sind es riesige Felsblöcke, bald schauerliche
Abgründe, bald endlose Gletscher, bald schäumende Wasserfälle, die unser Erstaunen
wachrufen. An der Westküste fällt das Gebirge steil zum Meere ab, an der Ostseite
dagegen senkt es sich in Stufen zur Flachküste hinunter.
2. Die norwegischen Bauern. In den Thälern dieser Alpen leben die nor-
wegischen Bauern. Sie wohnen meist auf einzeln gelegenen Höfen, da in den engen
Thälern für geschlossene Dörfer kein Raum ist. Während des langen Winters ist
der Bauer ganz allein auf sich angewiesen; Eis, Schnee und tiefe Schluchten sperren
ihn von allen seinen Nachbarn ab. Er ist daher gezwungen, sein eigner Handwerker zu
sein. „Er beschlägt seine Pferde, verfertigt Wagen, dreht Seile aus Leder und Weiden-
ruten. Er baut sein Haus, mauert seinen Kamin, deckt sein Dach. Die Frauen weben
alle Zeuge, nähen die Kleider des Mannes, oft noch aus Leder bestehend, wie in grauen
Zeiten aus Birkenrinde." — Im Frühjahre ziehen die Frauen und Mädchen mit dem
Vieh auf die „Alpen", wo in einigen Hochthälern sich grasreiche Weiden finden. Die
Männer bleiben gewöhnlich im Thale zurück und besorgen die Ackergeschäfte._Fest-
stehende Schulen giebt es hier wegen der weit auseinander liegenden Höfe noch recht
wenige. In der Regel wandert der Lehrer von Hof zu Hof und unterrichtet die Kleinen
alljährlich einige Wochen. Während der übrigen Zeit des Jahres aber setzt die Mutter