1893 -
Bielefeld
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Wurthe, Wilhelm, Schulze, Hermann, Niemann, Gustav, Gieseler, Albert, Baade, Friedrich, Borchers, Emil
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
3. Der gebirgige Teil Frankreichs. Die höchsten Gebirge hat Frankreich an
der Süd- und Ostgrenze, wo es Anteil hat an den Pyrenäen, den Westalpen
(S. 47), dem Iura und den Vogesen. Mehr in der Mitte des Landes — am
rechten Ufer der Rhone bis zur Maas hin — erstreckt sich von Süden nach Norden
das französische Mittelgebirge. Dasselbe enthalt in seinem südlichen Teile an
50 ausgebrannte Krater und zahlreiche heiße Quellen, zum Teil mit kochendem Wasser.
— In seinem Innern birgt das Mittelgebirge auch einen nicht unbedeutenden Bor-
rat von Steinkohlen. (Wo finden sich ferner Steinkohlenlager in Frankreich? S. 65.)
Jedoch vermögen diese Steinkohlenvorräte den Bedarf des Landes nicht zu decken. An
Bau- und Brennholz mangelt es ebenfalls in Frankreich, da von den größern Wal-
düngen während der Revolution 2/$ abgeholzt sind.) Der wichtigste Fabrikort hier ist
St. Etienne sßängt ehtjänn^, wo die Kohlen- und Eisenerze eine großartige Stahl-
warensabrikation hervorgerufen haben und die Waffen für das französische Heer ge-
schmiedet werden. An den nördlichen Ausläufern des Gebirges reift — begünstigt
durch den kalkhaltigen Boden und ein mildes Klima — die köstliche Burgundertraube
sowie (besonders an den Usern der Marne) der Wein, aus welchem der weltberühmte
Champagner bereitet wird. Die Haupthandelsorte für diesen Schaumwein sind
Reims [rängs] und Epernay [epernä]. (An der Marne Chalons, Hunnen-
schlacht 451; an der Maas die Festung Sedan, 1870.)
4. Die Rhoneebene, zwischen den Westalpen und dem französischen Mittelgebirge,
wird von der reißend schnell fließenden Rhone bewässert. Am Zusammenflusse der
Rhone und Saone [ßohnj liegt Lyon, die zweitgrößte Stadt Frankreichs, über (400 T.),
Hauptplatz für Seiden- und Samtstoffe in ganz Europa. (Warum sind die südlichen
Länder Europas besonders zum Seidenbau geeignet? S. Naturgesch. S. 81: Der
Seidenspinner.) Der südliche Teil der Rhoneebene führt den Namen Provence [prowangß].
5. Die Provence ist ein herrliches Land. Unter dem ewig blauen Himmel weht
eme reine, balsamische Lust. Statt uusers rauhen Winters tritt nur eine frostige
Regenzeit von einigen Wochen mit etwas Reif und vielleicht ein wenig Eis am Morgen
ein. Schnee fällt höchst selten und bleibt dann nur wenige Stunden liegen. Daher
sind auch die Laubbäume jahraus, jahrein mit grünem Laub bedeckt, und die Apfel-
sinen prangen stets mit dustenden Blüten und goldnen Früchten. Schon um Weih-
nachten blühen Tulpen, Hyacinthen :c., und überall bricht das junge Grün mächtig
hervor. Wegen dieses milden Klimas ist die Provence während des Winters vielfach
von Brustkranken besucht. Von den Produkten des Landes ist besonders das Pro-
venceröl bekannt, das aus den Frllchten des Ölbaumes bereitet wird und von den
Bewohnern der Provence als Butter — die in Frankreich ebenso wie in Italien rar
ist (warum?) — bei Zubereitung der Speisen benutzt wird. Die bedeutendste Stadt
in der Provence ist Marseille [marßäj], (über 1/ä M.), die größte Seehandelsstadt
Frankreichs (vermittelt besonders den Handel nach Algier). Weiter östlich liegen Toulon,
ein Kriegshafen ersten Ranges, sowie der klimatische Kurort Nizza.
6. Zu Frankreich gehört auch die Insel Korsika mit der Hauptstadt Ajaccio
[ajatfcho] (Napoleon). — Seit 1870 ist Frankreich eine Republik.
18. Die pmenäische Halbinsel oder Spanien und Portugal.
(Etwas größer als Deutscht. — aber nur 21 M.)
1. Die Bodenfläche der Halbinsel (auf welcher die beiden Königreiche Spanien
und Portugal liegen) setzt sich aus folgenden Hauptteilen zusammen:
a. aus der castilischen Hochebene, welche durch das castilische Scheide-
gebirge in zwei Stufen von ungleicher Höhe getrennt wird, in eine nördliche, höhere