1893 -
Bielefeld
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Wurthe, Wilhelm, Schulze, Hermann, Niemann, Gustav, Gieseler, Albert, Baade, Friedrich, Borchers, Emil
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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schmauchen Tabak und schwatzen. Späterhin werden die Kühe gemolken, und bald
darauf liegen alle in der Hütte im tiefsten Schlafe.
4. Sklavenhandel. An der Ostküste Afrikas wurde und wird noch heute der
Sklavenhandel in der abscheulichsten Weise betrieben. Arabische Sklavenhändler durch-
ziehen das Laud weit und breit und machen förmlich Jagd auf die Neger. Oft auch
kaufen sie von dem Häuptling das „schwarze Ebenholz". Der Preis für einen
Neger fft sehr gering. Man bezahlt für denselben in der Regel 2—3 Marl
oder 10 m Baumwollenzeug oder 1 Flinte oder 4 Pfund Pulver. Die eingefangenen
oder erhandelten Sklaven werden dann mit Stricken zusammengebunden und nach der
Küste getrieben. Die Leiden der Sklaven auf diesem Marsche sind unsagbar. Von
Hunger und Durst geplagt, müssen die Elenden täglich im heißen Sonnenbrande
weite Märsche machen, wobei die Stricke, mit denen sie zusammengebunden sind, oft
tief ins Fleisch einschneiden. Unbarmherzig aber treibt die Peitsche des Händlers die
Schwachen vorwärts. Wer nicht mehr weiter kann, wird losgebunden und seinem
Schicksale überlassen. Wie Gerippe abgemagert, kommen die Sklaven endlich an der
Küste an. Hier werden sie in offene Boote geladen und nach der Insel Sansibar
hinübergefahren. Bis vor wenigen Iahren noch wurden hier alljährlich 15—20000
Sklaven eingeführt, und jeden Tag war zweimal Markt. Der Preis für Erwachsene
betrug 50—150 M., für Kinder 20—30 M. Heute gestattet der Sultan von San-
sibar den Sklavenmarkt nicht mehr, und Deutschland und England suchen den scheuß-
lichen Handel mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln zu unterdrücken.
35. Südafrika.
>1. Das Kapland. Die Südspitze Afrikas bis zum Oranjefluß hin führt den
Namen Kapland. Ein Europäer, der hier ankommt, ist gewöhnlich sehr verwundert
über die veränderte Lage der Himmelsgegenden. Er sieht die Sonne zur Mittagszeit
nicht im Süden, sondern im Norden. Osten ist ihm dabei nicht zur Linken, sondern
zur Rechten. (Wie ist es in Europa?) Auch die Jahreszeiten sind den europäischen
gerade entgegengesetzt. Wenn wir Herbst haben, ist es dort Frühling; zur Weihnachts-
zeit geht mau dort an die Weizenernte, um Johannis aber sucht man Schutz vor
Kälte am Kaminfeuer. Der Nordwind bringt hier Wärme, der Südwind Kälte. (Wie
erklärt sich das?) — Die Hauptprodukte sind Schafwolle, Straußenfedern (Strauße
werden hier gezüchtet), Wein (Kapwein) und Weizen. In den Wildnissen weiden
Büffel, Antilopen, Zebras, Quaggas und Giraffen, und im Gebüsch lauern Löwen,
Hyänen, Schlangen u. s. w. auf Beute. Am Oranjeflusse sind in jüngster Zeit auch
viele Diamanten aufgefunden worden. Die Hauptstadt der englischen Besitzung ist die
Kapstadt (70 T.). am Fuße des steilen Tafelberges.
2. Die Boeren» sbnren) Freistaaten, nördlich vom Oranjefluß, sind von hollän-
dischen Bauern, die durch Engländer aus Natal vertrieben wurden, gegründet worden.
3. Natal, eine englische Besitzung an der Ostküste, wird hauptsächlich von Zulu-
kaffern bewohnt.
4. Lüderitzland. An der Westküste, nördlich vom Oranje-Fluß, liegt die deutsche
Kolonie Lüderitzland (so genannt nach ihrem Gründer Lüderitz) mit dem Hafen Angra-
Pequena spekehna) d. i. kleine Bucht. Der Bremer Kaufmann Lüderitz hatte nämlich
1883 von eingebornen Häuptlingen einen Küstenstrich käuflich erworben und stellte
diesen unter deutschen Schutz. Bald darauf wurde das Land noch nach Norden hin
erweitert durch Hinzunahme von Groß-Namalanv, Damaraland:c., so daß die Länge
des Küstenstriches jetzt etwa 1000 km beträgt. Die Grenze des Hinterlandes ist noch
nicht genau festgestellt, jedoch ist die Kolonie mit dem Hinterlande fast doppelt so
groß wie Deutschland selbst.