1893 -
Bielefeld
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Wurthe, Wilhelm, Schulze, Hermann, Niemann, Gustav, Gieseler, Albert, Baade, Friedrich, Borchers, Emil
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Boden aber bedeckt sich mit kurzem Grün und bringt in günstigen Iahren sogar etwas
Kartoffeln, Rüben und Kohl zur Reife. An Bäumen aber ist großer Mangel, und
nur hier und da sieht man einige verkrüppelte Birken, Weiden und Erlen. Zum Brennen
dient den Bewohnern das an den Küsten sich sammelnde Treibholz, das vom Golf-
ström hierher geführt wird. Von wilden Tieren findet man dort das Renntier und
den Eisbären, und das Meer bietet Fische, Seehunde, Walrosse und Walfische.
5. Die Eskimos, die Bewohner Grönlands, verstehen es meisterhaft, ihre Lebens-
weise den Verhältnissen des Landes anzupassen. Ihre Winterwohnungen, welche die
Form eines Backofens haben, sind der grimmigen Kälte wegen tief in die Erde ge-
graben. Um das Eindringen der eisigen Winde zu verhüten, benutzen sie statt der
Hausthür ein 3—4 m langes Vorhaus, welches so niedrig ist, daß man auf Händen
und Füßen hineinkriechen muß. Das fehlende Fensterglas ersetzen sie durch Seehunds-
därme oder ein Stück Eis. Die zahlreichen Seehunde des Meeres gewähren ihnen fast
alles, was sie zum Lebensunterhalt bedürfen. Aus dem warmen Fell derselben stellen
sie sich den Rock mit der Kapuze und selbst die Stiefel her; mit Seehundsfellen decken
sie auch ihre leichten Sommerzelte. Das fette, thranige Fleisch der Seehunde giebt
ihrem Körper die nötige Wärme. Aus den Knochen machen sie sich Spitzen für ihre
Lanzen. Die Gedärme werden zu Stricken zusammengedreht und als Taue für 1>as
Boot benutzt. Aus Fischbein und Seehundsfellen verfertigen sie sich sogar Böte, mit
denen sie geschickt wie Seiltänzer auf den Wogen sich tummeln. — Vor den leichten,
niedrigen Schlitten spannen sie Hunde, die sie sich deshalb als Haustiere halten.
6. Das britische Nordamerika ist etwa so groß wie Europa. Die zahllosen
Seen und Flüsse wimmeln von Fischen, und die unermeßlichen Wälder besitzen einen
fast unerschöpflichen Reichtum an Renntieren, Hirschen, Büffeln und Pelztieren aller
Art. Die Bewohner (Eskimos und Indianer) nähren sich daher hauptsächlich als Fischer
und Jäger. Im Südosten hat der fruchtbare Boden>viele Europäer angelockt. Hier
liegt auch Kanada [känäbä], die wichtigste Provinz des Landes. Die bedeutendsten
Städte sind hier Quebec Mbeck^ und Montreal [montriol], beide am mächtigen
Lorenzstrom gelegen. — Zum britischen Nordamerika gehört auch die Insel Neufund-
land, die durch ausgedehnte Steinkohlenlager und durch den ergiebigen Stockfischfang
(an den Küsten) bekannt ist. (Ein kalter Polarstrom, der die Fische in ungeheuren
Mengen herbeiführt, stößt hier nämlich auf den Golfstrom. Das warme Wasser
scheint den Fischen widerlich zu sein, und daher stauen sie sich auf der flachen Meeres-
dank (im Südosten der Insel) förmlich zu dichten Haufen auf.)
7. Die vereinigten Staaten von Nordamerika nehmen fast einen so großen Raum
ein wie ganz Europa. Ursprünglich standen sie unter englischer Herrschaft, machten
sich aber 1776 — 1783 unter Führung des edlen Washington suoschingt'nj von dem sie
bedrückenden Mutterlande frei. Sie setzen sich aus 39 Staaten, 1 Distrikt und 7
Gebieten zusammen. Den Namen Gebiet führt ein Landstrich so lange, bis er 60 000
Männer über 25 Jahre zählt; erst dann wird er unter die Zahl der eigentlichen
Staaten aufgenommen und ein neuer Stern in das gemeinschaftliche Staatsbanner,
welches gegenwärtig 39 Sterne zählt, hinzugefügt. Der gemeinschaftliche Bundesstaat
ist der Distrikt Columbia skolömbiäj mit der Hauptstadt Washington suoschingt'nj
(150 T.). Hier kommen die Abgeordneten der einzelnen Staaten zusammen, um in
dem „Kongreß" die gemeinschaftlichen Angelegenheiten zu ordnen. Im „weißen Hause"
wohnt der Präsident der Republik, der immer auf 4 Jahre gewählt wird.
8. Erzeugnisse und Städte. Unter allen Ländern der Erde liefern die vereinigten
Staaten das meiste Getreide. Die Mississippi-Ebene besonders ist ungemein fruchtbar,
und ohne den Acker zu düngen, erntet man hier ungeheure Mengen von Mais (zur
Schweinezucht) und Weizen. Von Jahr zu Jahr verschwinden daher auch die Ur-
Wälder immer mehr, und an ihrer Stelle entstehen weite, eingehegte Felder, in denen