1893 -
Bielefeld
: Velhagen & Klasing
- Autor: Kahnmeyer, Ludwig, Wurthe, Wilhelm, Schulze, Hermann, Niemann, Gustav, Gieseler, Albert, Baade, Friedrich, Borchers, Emil
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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bauen sich Häuser und Scheunen und schicken sogar ihre Kinder in die ihnen errich-
teten Schulen. Nur etwa Vs aller Indianer der Union führt noch wie ehemals ein
Iägerleben und wohnt in Zelten (Wigwams), welche die Form eines umgestürzten
Trichters haben. Als ihre größten Feinde sehen die Indianer die „Weißen" an, die
ihnen ihr Jagdgebiet raubten. Drum fallen die Indianer auch nicht selten über die
weißen Ansiedler her, verbrennen ihnen die Farm und töten die Bewohner oder schleppen
sie als Gefangene mit sich fort. Dem getöteten Feinde wird sofort die Kopfhaut
(Skalp) abgezogen, da nach dem Glauben der Indianer ein skalploser Mensch nicht
in die „ewigen Jagdgründe" gelangen kann. Eine große Anzahl solcher Skalpe an
seinem Gürtel zu haben, ist der Stolz eines jeden Indianers.
11. Die Republik Mexiko (mechiko), 3^/zmal so groß als Deutschland, wurde
1519 von Ferdinand Cortez (korteß) für Spanien erobert, hat sich aber 1809 wieder
frei gemacht. An den niedrig gelegenen Küsten (im Osten und Westen) haben sich in-
folge des aufgestauten Wassers vielfach Sümpfe gebildet, denen unter dem Einflüsse
der brennend heißen Sonnenstrahlen giftige Dünste entsteigen. Diese Dünste erzeugen
das gelbe Fieber, dem leider der Europäer gar häufig erliegt. An den Küsten findet
man dieserhalb auch wenig Ansiedelungen. Steigt man aber von den Küsten zu den
Hochebenen empor, so kommt man in ein äußerst angenehmes Sommerklima. Dort
baut man Kakao, Kaffee, Baumwolle, Zuckerrohr, Ananas, und nicht selten sind ganze
Felder mit Kakteen bepflanzt, auf denen die Cochenille (eine scharlachrote Schildlaus)
zur Bereitung einer roten Farbe gezüchtet wird. In den Wäldern findet man Palmen
und immergrüne Eichen, deren Stamm von der duftenden Vanille umrankt wird. In
den an Vulkanen reichen Gebirgen wird auch viel Gold und Silber gewonnen. Die
Bewohner des Landes sind etwa zur Hälfte Indianer, welche dem berühmten Stamme
der Azteken angehören. Nach den aufgefundenen Bauwerken (Tempel und Grabstätten)
zu urteilen, haben sie ehemals auf hoher Kulturstufe gestanden. Ihre Hauptstadt
Mexiko (350 T.), in einem herrlichen Thale der Hochebene gelegen, ist die schönste
Stadt Amerikas. Besonders sehenswert ist die Hauptkirche, die im Innern von Gold
und Diamanten strahlt.
37. Mttelamerika und Westindien.
1. Mittelamerika. Nord- und Südamerika hängen durch eine lange Landbrücke
zusammen, die den Namen Mittel- oder Eentral-Amerika führt. Letzteres hat unge-
fähr die Größe Deutschlands und besitzt viele feuerspeiende Berge. Das Klima ist
sehr heiß (warum?); von den Tropengewächsen, die hier gedeihen, ist besonders der
China- und der Gummibaum zu merken. — Das Land hat fünf Republiken. Die
bedeutendste Stadt ist Guatemala. An der Ostseite des Landes liegt die Moskito-
küste. Die südliche Grenze ist die Landenge von Panama, durch welche gegen-
wärtig ein Kanal gegraben wird.
2. Westindien. Die vielen Inseln, welche zwischen Nord- und Südamerika
liegen, nennt man Westindien. Es gehören dazu die großen Antillen (Kuba,
Hayti, Jamaika und Pnertoriko), die kleinen Antillen und die Bahama-
inseln. (Von den großen Antillen besitzt Spanien gegenwärtig Euba und Puertoriko;
Jamaika gehört den Engländern, und Hayti ist im Besitze von Negern und Mulatten.)
Das heißfeuchte Tropenklima befördert einen üppigen Pflanzenwuchs (Palmen und
Wälder von Farnkräutern). Auf den großen Pflanzungen werden besonders Zuckerrohr,
Kaffee, Tabak, Baumwolle und Kakao angebaut. Die Indianer (auch die menschen-
fressenden Kariben) wurden von den Spaniern ausgerottet und dann für die Pflanzungen
Neger eingeführt. Da letztere jetzt frei geworden sind, so holt man in neuerer Zeit
vielfach „Kulis", Arbeiter aus China und Ostindien, herbei.