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1. Europa - S. 21

1911 - Goslar a. Harz : Danehl
— 21 — stärke anschwellender Wind, der namentlich im Herbst und im Winter auftritt.1) Er hält zwei bis drei Tage an, bricht Bäume und schleudert sie in die Tiefe, reißt Felsstücke los, die donnernd in das Tal rollen. Er bringt den Schnee zum Schmelzen und füllt die Wildbäche mit großen und verderbenbringenden Wassermassen plötzlich an. Mit wilder Gewalt stürzt er sich in die Täler und auf die Alpenseen. Hier peitscht er die Wogen an den Felsen empor und verwandelt sie in weißen Gischt, schleudert Fahrzeuge wie Spielzeuge an die Uferwände. Wehe den Fahr- zeugen, die auf den Alpenseen von dem wilden Föhn überrascht werden! Mit Recht singt der Dichter Schiller: „Es rast der See und will seine Opfer haben." (Tell Iv, 1.) Nicht allein den Schiffen aus den Seen wird der Föhn verderblich, sondern auch den Wohnungen der Menschen am Ufer. Wie vom Erdboden erschüttert zittert unter den Stößen des Sturmes das Haus. Gar oft trägt der Orkan das Dach weit hinweg, oftmals drückt er eine Hütte oder einen Schuppen zusammen; gar oft wälzt er schwere Steine oder Eisstücke hinab auf die Bergstraßen und zertrümmert mit ihnen die Wohnstätten friedlicher Menschen. Wenngleich der wilde Föhn so manche Gefahren bringt, so wird er trotzdem im Vor- frühling mit Freuden begrüßt. Wie ist das zu erklären? Der Föhn ist der rechte Lenzbote und wirkt in 24 Stunden foviel, wie die Sonne in 14 Tagen. Die Alpenbewohner nennen ihn daher den Sch nee fr esse r. Ohne den wilden Föhn gäbe es in manchem Hochtal keinen Sommer und kein Leben. — Wiedergabe. Sachliche Besprechung und- Anwendung: 1. Gib an, welchen großen Nutzen der Föhn den Alpen- bewohnern bringt. Der im Frühling wehende Föhn bewirkt im ganzen Alpen- gebiet große Schnee- und Eisschmelzungen. An manchen Stellen schmilzt er oft in 12 Stunden eine Schneedecke von sji m Dicke weg. 2. Weise nach, daß der Föhn der rechte Lenzbote der Alpen ist! Er wirkt in 24 Stunden soviel, wie die Sonne in 14 Tagen — ihm widersteht die alte Schneedecke, die die Sonne vergeblich beleckte, nicht. Ja, er ist in vielen schattigen Hochtälern geradezu die Bedingung des Frühlings. Würde er nicht von Zeit zu Zeit (etwa 30—40 mal im Jahre) für das Keimen und Blühen die nötige Wärme bringen und die immer wieder entstehende Schneedecke wegschmelzen, so gäbe es in manchem Alpental keinen Frühling und Sommer, sondern einen ewig währenden Winter. Schweizer Sprichwort: „Der liebe Gott und die gnldi S u n n (Sonne) vermöge nüd i nichts), wenn derföhn nüd chunk (kommt)." 3. Wie suchen sich die Älpler vor dem Wildwasser zu schützen? Lange vergeblich durch verschiedene Bauten— heute wirksamer durch An- läge von Talsperren und Stauweihern. 4. Wo wirken die Wild wasser in den Alpen am gefähr- lichsten? Dort, wo man leichtsinnig den Wald an den Bergesabhängen nieder- geschlagen hat. Inwiefern ist das Bepflanzen mancher Bergesabhänge unmöglich? Durch die gewaltigen Regengüsse ist alle fruchtbare Erde weggeschwemmt worden und in dem kahlen Gestein können selbst die Fichten nicht wurzeln. x) Lange Zeit nahm man an, daß der Föhn eine Fortsetzung des italienischen Sirokkos sei, also aus der Sahara herüberwehe. Dagegen spricht zunächst der Um- stand, daß auf der Südseite der Alpen nur selten ein Föhn weht, und wenn, daß er dann von Norden nach Süden gerichtet ist. Neuere Untersuchungen haben ergeben, daß es sich um einen lokalen und zwar um einen sog. F a l l w i n d handelt, der infolge eines sehr niedrigen Luftdrucks entsteht. Er entsteht also, wenn im Süden der Alpen ein hoher, im Norden aber ein niedriger Luftdruck vorbanden ist und da- durch gewaltsam Luft (kalte) aus den nördlichen Alpentälern rasch und scharf heraussaugt.
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