1911 -
Goslar a. Harz
: Danehl
- Autor: Riebandt, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Blicken aus. Wir sind in einer Landschaft voll südlicher Reize. Reben
belauben die Abhänge, und Kornfelder schmücken das Tal. Der frucht-
bare Boden bringt hier alles hervor, was des Menschen Herz erfreut.
Das Auge schaut hier auf weite Strecker, das freundliche Grün der
Weingärten. Dazwischen erblickt es Obstbäume in großer Zahl, auf denen
die feinsten Marillen und Pfirsiche, edle Äpfel und Birnen reifen. Auch
Wallnußbäume und edle Kastanien, Feigen- und Mandelbäume sind hier
vielfach anzutreffen, selbst Maulbeerbäume fehlen nicht." Diese herrliche
Landschaft, die man oft das Paradies Tirols nennt, wird von der
Etfch durchströmt und bewässert. Inmitten der Landschaft liegen die
Städte Meran, Bozen und Trient. Die angrenzenden Höhen sind
mit stolzen Burgen und Ruinen gekrönt. So thront z. B. über der
Stadt Meran ans einer Anhöhe das Schloß Tirol (Bild zeigen!), das
dem Lande den Namen gegeben hat. An den Bergabhängen ragen zu-
weilen hohe Säulen empor, die auf ihrer Spitze eine Steinkappe tragen.
Solche „Lehmtürme", wie sie das Volk nennt, stehen in der Nähe
von Bozen zu Tausenden. — Im Osten des Etschtales steigen die Dolo-
miten^) empor, die seltsam geformte, gelblichweiße kahle Spitzen haben,
die gleich Türmen und Kegeln in die Luft ragen (Abb. zeigen!). Viele
derselben sind mit ewigem Schnee und Eis bedeckt. Ganz wunderbar
nehmen sich diese Felsenzinnen und Felsentürme im Glänze der aufgehen-
den oder scheidenden Sonne aus. Da erstrahlen sie im feurigsten Rot. Die
Großartigkeit der Dolomiten lockt Taufende von Fremden in diesen Teil
der Alpenwelt. Schildere nochmals Südtirol und die Dolo-
miten! —
Klima und Bodenkultur. Auf den nördlichen Kalkalpen ist das
Klima infolge der bedeutenden Höhe der Gebirgszüge sehr rauh und
darum der Entwicklung des Pflanzenwuchses hinderlich. Die Gebirgs-
ketten weisen hohe und steile Wände und wild zerrissene Gipfel
auf. Daher fehlt ihnen oben die Ackerkrume; Wasser und Schnee haben
dieselbe von den steilen Abhängen hinabgespült. Die südlichen Alpen-
züge sind nicht so wild und schroff. Sie sind mit einer lehmigen und
nährkräftigen Ackerkrume bedeckt und daher mit dichtem Wald bestanden.
Das Jnntal weist fruchtbare Felder, grüne Matten und ein mildes
Klima auf. Das mildeste und gesundeste Klima hat das Etschtal, weil
es vor den rauhen Ost- und Nordwinden geschützt ist und die warmen
Südwinde ungehinderten Eingang finden. Gib an, welche Früchte hier
darum gedeihen! — Das Etschtal wird von vielen Kranken (Kehlkopf-
und Lungenkranken) während der Wintermonate aufgesucht, die Heilung
suchen und finden. Meran und Bozen haben sich infolgedessen zu be-
rühmten Kurorten entwickelt. — Wiedergabe.
Flüsse und Straßen. Was lehrt die Karte von der Bewässerung
des Landes Tirol? Zum Teile gut bewässert. Weise es nach! Es wird
vom Inn und von der Etsch (mit der Eisack) durchströmt. Gib a) die
Quelle, b) die Laufrichtung, c) die Mündung dieser Flüsse an!
*) Dolomit ist eine Abart des Kalksteins (kohlensaurer Kalk mit kohlensaurer
Magnesia). Er findet sich neben dem gewöhnlichen Kalkstein, in allen Kalkgebirgen;
doch tritt er in Dolomiten reichlich auf.