1911 -
Goslar a. Harz
: Danehl
- Autor: Riebandt, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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6. Gib an, welche Waren wir von England beziehen? Baumwollen-
waren, Eisenwaren, Kohle usw.
Weise nach, daß die Industrie des Landes viel beigetragen hat,
daß England die erste Handelsmacht der Welt geworden ist! —
V. Daß England die erste Handelsmacht der Erde und
die Beherrscherin des Weltmeeres wurde, verdankt es auch
dem Erfindungs - und Unternehmungsgeist seiner Bewohner.
Bewohner des Landes: a) Volksdichte. England ist, wie die
Karte lehrt, sehr dicht bevölkert. Woraus ersehen wir dies schon auf
der Karte? Aus der großen Anzahl von großen Städten. Obwohl England
kleiner ist als das Königreich Preußen, so zählt es doch ungefähr 8 Millionen
Bewohner mehr als dieses. Wieviel Einwohner zählt mithin England?
Fast 42 Millionen Einwohner. Während in Preußen auf I qkm 97
Einwohner kommen, so entfallen in England auf denselben Raum 134.
Hinsichtlich seiner Volks dichte wird es in Europa nur von den Nieder-
landen (155) und von Belgien (229) übertroffen. Die Bevölkerung
ist jedoch ans die drei Teile des Reiches sehr ungleichmäßig verteilt.
Am dichtesten ist das Königreich En gl and gesiedelt (4 mal mehr als
Schottland und Irland). Der größere Teil der Bevölkerung wohnt in
Städten. Die Mehrzahl derselben hat sich infolgedessen zu bedeutender
Größe entwickelt. Großbritannien ist das Land der Groß-
ftädte. — Wiedergabe.
b) Abstammung und Eigenschaften. In England wohnen die Briten
oder Engländer, oder als Einzelvölker aufgezählt: die Engländer,
Schotten und Iren. Nur die Bewohner von Schottland und Jr-
land sind Eingeborene; die von England sind Eingewanderte und zwar aus
Deutschland, Skandinavien und Frankreich. Das zeigt sich auch in ihrer
Sprache, die viele den deutschen (und zwar niederdeutschen und fran-
zösichen) Wörtern ähnliche Ausdrücke enthält. Von diesen Ländern ist
nämlich England zu verschiedenen Zeiten erobert worden. Daß der
Engländer deutschen Ursprungs ist, beweist seine weiße Haut-
färbe, das blonde Haar und die hellblauen Augen. Der Engländer ist stark
und kräftig. Großen Wert legen sie auf E ntw ick l ung und Übung der körper-
l i ch e n Kraft. Daher haben sie an Jagen, Rudern, Ringen, Boxen und Ball-
spiel besondere Freude. Dem Engländer ist ein st a r k e r Wille und scharfer
Verstand eigen, der große Unternehmungen entwirft und mit Ausdauer durch-
führt. Das Praktische und Zweckmäßige erkannten sie sehr bald und machten viele
Erfindungen oder wußten fremde auszunutzen. Eine der wichtigsten war die Er-
findung der Dampfmaschine, die eine ungeheure Fabriktätigkeit hervorrief. England
konnte die mit Dampfkraft erzeugten Waren zu billigen Preisen verkaufen. Was war
die Folge davon? Englische Waren waren überall hochgeschätzt und vielbegehrt. Dies
und der allmählich sich entwickelnde Reichtum bewirkten, daß die Engländer auf die
andern Völker in Selbstüberhebung herabsahen. Mit Tatkraft wußten sie sich
überall aus der Erde festzusetzen und die schönsten und einträglichsten Gebiete
der Welt in Besitz zu nehmen, häufig unter Anwendung von Hinterlist und Falschheit,
So besitzt England in allen Erdteilen Besitzungen, die zusammen größer sind als das
21/i fache Gebiet von Europa. — In ihrer Häuslichkeit lieben die Engländer die Be -
quemlichkeit. Sie wohnen daher gern in einein Hause oder doch wenigstens in ei-
nem Stockwerke desselben für sich allein. Ihr Wesen ist von tiefer Religiösität
durchdrungen, was sich besonders in der Heilighaltung der Sonn- und Feiertage und
des Eides und in mannigfachen Werken christlicher Nächstenliebe zeigt. Gegen Fremde
zeigen sie sich häufig unliebenswürdig, abstoßend, stolz und selbstsüchtig.