1911 -
Goslar a. Harz
: Danehl
- Autor: Riebandt, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Meere kommende kalte Strömung, die Eisberge und. riesige Eisschollen mit sich führt,
von Skandinaviens Westküste ab. Durch die Fjorde kann das warme Meerwasser
tief in das Land dringen und die Luft erwärmen. Dazu kommt noch, daß während
des größten Teiles des Jahres Westwinde vorherrschen, die die milde Seeluft
dem Lande zuführen. So erklärt es sich, daß die Temperatur der Westküste
Skandinaviens bedeutend milder ist als unter gleichen Breitengraden in
Nordamerika und Rußland. Der Golfstrom, diese ausgezeichnete Warmwasser-
Heizung, bewirkt, daß die südliche Hälfte der Fjordküste wärmer ist als der größte
Teil des östlichen Deutschlands- Bergen hat mit Köln und Trieft
(zeigen + 2 °; Berlin — 1 °) gleiche Januarwärme. Der Einfluß des Golfstroms
ist so stark, daß ein Unterschied zwischen Süden und Norden kaum zum Ausdruck kommt;
so ist es z. B. in Hammerfest im Januar nicht kälter als in Kristiania (zeigen!)
Daher ist es zu erklären, daß der Fjord von Drontheim noch ganze Schiffladungen
von Obst in den Handel bringt. Getreidebau (Gerste bis 70 Breitengr.) und
städtische Siedelungen reichen nirgends so weit nach Norden hinauf
als an der norwegischen Küste. Hammerfest ist die nördlichste Stadt der
Erde. — Und wie durch Wärme ist die Westküste auch durch reiche Niederschläge
ausgezeichnet. Infolgedessen zeigen die Fjorde überall, wo genügend Mutterboden vor-
handen ist, ein frischgrünes Pflanzenkleid. — Auf den Hochflächen ist das Klima
dagegen rauh und kalt. — Wiedergabe.
Besiedelung. Daß Skandinavien zum großen Teile von der
Natur stiefmütterlich ausgestattet worden ist, ersehen wir auch
aus der Besiedelung des Landes. Was lehrt die Karte von der Be-
siedelung des skandinavischen Gebirgslandes? Weite Strecken sind un-
bewohnbar — das Gebirgsland ist sehr schwach besiedelt — die meisten
Orte liegen an der Küste und im Küstenland. Die Hochflächen sind
fast menschenleer; nur einige armselige Steinhütten trifft man auf
denselben an. In den Tälern finden sich hier und da menschliche
Niederlassungen. Diese liegen aber zerstreut im Tale oft stundenweit
auseinander. Wo die Täler breiter werden, da liegen die Höfe (Gaards)
mehr zusammen und bilden kleine Dörfer. Größere Orte finden
sich in der Nähe der Küste. Zeige und nenne die bedeutendsten Städte
des Küstenlandes! Hammerfest, Drontheim, Bergen, Stavanger,
Kristiania usw. Bestimme die Lage dieser Städte! — Wiedergabe.
Erwerbsverhiiltnisse. Die Erwerbsverhältnisse sind auf dem skan-
dinavischen Gebirgslande sehr ungünstige. In den höher gelegenen
Gebieten sind die Bewohner auf Viehzucht und Waldwirtschaft
angewiesen. Infolge des Holzreichtums blüht in dem Gebirgslande
das Holzgewerbe. In den ausgedehnten Wäldern werden die Kiefern
und Tannen gefällt und auf den Bächen verflößt. Die zahlreichen Säge-
werke, die durch die Wasserkraft der Flüsse getrieben werden, zerschneiden
die Stämme zu Brettern und Balken. In Holzschleisereien wird
aus dem Holz der Faserstoff hergestellt, der zur Papi erbe reitung
dient. An verschiedenen Stellen des Gebirgslandes werden Silber-,
Nickel-, Eisen- und Kupfererze aus der Erde hervorgeholt. Aus-
geführt werden große Mengen von Bausteinen (Granit, Marmor usw.)
und Erzen, aber auch viel Bauholz. — Wiedergabe.
Sachliche Besprechung und Vertiefung:
1. Wie ist es zu erklären, daß das skandinavische Gebirgsland so
reich an Schneefeldern und Gletschern ist? Reiche Niederschläge —- diese
kommen meistens als Schnee herab — der Schnee bleibt auf den Hochflächen (Fjelden)
jahraus, jahrein liegen — am Tage schmilzt er an der Oberfläche — in der Nacht
gefriert er und verwandelt sich in Eis.