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1. Erdkunde
1888 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
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1. Erdkunde 
- S. 272
1888 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
272
Nachtruhe ein. Zum dritteumale wird gemolken; Grüufutter bildet
die Abeudkost. Bald herrscht tiefe Ruhe in der Hütte und auf der
Alm; nur die Bergamfel flötet im Busche.
Wohl ist es schön auf der Alm, „wenn's klare Tag hat und 's
Vieh g'suud ist"; aber ängstlich wird es der einsamen Bewohnerin
der Hütte, wenn die Sommerschwüle donnernde Gewitter erzeugt
und zuckende Blitze die Herde bedrohen. Und wenn erst die Nebel
hereingezogen kommen! Schwer und fröstelnd lagern sie tagelang
über der Alm und wollen gar nicht weichen, bis sie sich endlich in
kalten Regen auflösen, während dann auf den Berggipfeln Schnee
fällt und der Sturm Flocken und Wolken vor sich her treibt.
Dann läßt das Vieh den Kopf hängen, und die Sennerin ist
„völlig zag". Sie möchte lieber unten im Thale sein. Nur Ge-
duld! Der Michaelistag rückt immer näher heran, und mit ihm
geht die Almzeit zu Ende. Man denkt ans „Abfödeln" und an
den Heimtrieb; geht es dann endlich thalein, so trägt jede Kuh
Blumenkränze auf den Hörnern. Allgemach breitet sich der Winter
ins Thal, und die Sennerin sitzt an den laugen Abenden am Spinn-
rocken, oft in Gesellschaft befreundeter Almerinueu aus der Nachbar-
schaft. Sie singen Almlieder und erzählen einander alles, was sie
in der Sommerzeit erlebten. (Nach Daniel.)
Are ungarischen Wußten.
In Deutschland hat man von den ungarischen Pußten oft
eine Vorstellung, die ganz unrichtig ist. Mau denkt sich unab-
sehbare grüne Flächen, bedeckt mit prächtigen Viehherden, die im
üppigen Grase halb verschwinden. Und doch giebt es in der ganzen
Westhälfte Europas keine Gegend, die den größten Teil des Jahres
mehr von Grün entblößt, nackter und schrecklicher wäre, als die
große ungarische Ebene. Wenn das Frühjahr mit wohlthätigem
Regen eintritt, so schießt überall, wo das Land doch Steppe oder
Pußte ist, kräftiges Gras üppig hervor. In wenigen Tagen ist
alles grün, und jede Hand greift zu Pflug und Egge, um in eilender
Arbeit die Saat in die Erde zu bringen. Denn gar bald sinkt
die Sonnenglut verdorrend nieder und weicht nicht mehr. Daun