1888 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes, Schuster, Ignaz
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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gelegt. Das größte Verdienst um die Vollendung des Baues erwarb
sich der geniale Maler, Bildhauer und Baumeister Michel Angelo
Buonarroti, von dem besonders der Plan zur unübertrefflichen
Kuppel des Tempels stammt. Zwar erlebte Michel Angelo dessen
Vollendung nicht mehr; doch wurde nach seinem Plane weiter ge-
baut, und am 18. November 1626 konnte die neue Kirche von
Papst Urban Viii. eingeweiht werden. Die Kosten für den Bau
betrugen mehr als 200 Millionen Mark.
Fünf Thore führen in das Innere des erhabenen Tempels.
Das äußerste rechte, die „heilige Pforte", ist vermauert und wird
nur in Jubeljahren geöffnet. Tritt man nun in das Innere, so
fühlt man sich im ersten Augenblicke enttäuscht in der Erwartung,
die man an die riesige Größe dieses Tempels geknüpft hat. Man
vermag eben, da alle Teile untereinander und zu dem Ganzen in
so vollkommenem Einklang stehen, die ungeheure Ausdehnung nicht
gleich zu fassen. So kommt es jedem z. B. unglaublich vor, daß
der Hauptaltar die Höhe eines ansehnlichen Palastes hat. Ebenso
täuscht man sich, am Portale stehend, über die Größe der das Weih-
wasserbecken haltenden Engel. Sie scheinen dem Beschauer von der
Größe eines Knaben zu sein. Wenn man sich ihnen aber nähert,
vergrößern sie sich mit jedem Schritte, um welchen die Entfernung
kleiner wird, und zuletzt steht man ganz verwundert vor ihnen und
staunt über ihre Riesenglieder. So wird man bald inne, daß hier
der Augenschein trügt, und je länger man in St. Peter weilt, desto
mächtiger und erhabener wirkt das edle Ebenmaß der Raumver-
hältnisse, desto mehr erstaunt man über den großen Reichtum an
prachtvollen Monumenten, herrlichen Verzierungen und kunstvollen
Mosaiken und insbesondere über die Riesendimensionen des Baues.
Die innere Länge der Kirche beträgt 187 in, die Breite 83 in.
Nach glaubenswerter Schätzung würden 40000 Menschen den
Riesentempel nur zur Hälfte füllen.
Das Bewundernswürdigste des ganzen Baues ist die Kuppel,
die noch fast 100 m über das Dach der Kirche emporragt.
„Ein zweiter Himmel in den Himmel steigt St. Peters wun-
derbarer Dom." An Erhabenheit, Leichtigkeit und Schönheit der