1901 -
Stuttgart
: Lung
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 44
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Württemberg
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Der Schwarzwald gehört zu Württemberg und Baden; zwei
Drittel — 60 Quadratmeileu/^330 zu Baden und ein Drittel
— 30 Quadratmeileu (I65 0m.'ha) zu Württemberg.
Der württemvergische Schwarzwal'd ist 82 km lang. Er erstreckt
sich von Rottweil bis Pforzheim und wird im Osten von dem oberen
Neckar (von Schwenningen bis Horb) und von der Nagold begrenzt.
Die A küsse, welche auf dem Schwarzwalde entspringen, fließen ent-
weder in den Neckar oder in den Rhein. Auf dem Schwarzwalde
ist also die Wasserscheide zwischen Rhein und Neckar. Auf dem württem-
bergischen Teil des Gebirges entspringen und fließen in den Mhein: die
Kinzig, die Mnrg mit dem Forbach und die Alb. In den Meckar
fließen die Esch ach, die Glatt und die Enz. Die Enz entspringt bei
Urnagold, fließt an Wildbad, Neuenbürg, Pforzheim, Vaihingen und Bietig-
heim vorbei und mündet bei Besigheim. Ein rechter Nebenfluß der Euz ist
die N a g o l d, welche ebenfalls bei Urnagold entspringt, an Altensteig, Nagold,
Wildberg, Calw und Liebenzell vorbeifließt und bei Pforzheim mündet.
Die Thäler dieser Flüsse sind anfangs sehr schmal und ties, die Thalwände
steil. Die Flüsse haben Helles, kaltes Wasser, fließen sehr schnell, und einige bilden
Wasserfälle (Triberg, Allerheiligen, Baiersbrouu u.s.s.). Wenn der Schnee schmilzt,
oder wenn es stark regnet, schwellen sie an und überschwemmen manchmal ihr Thal.
Auf der Kochsiache des Schwarzwaldes giebt es viele Moore und
Seen. Die wichtigsten dieser letzteren sind: der Mummelsee an der
Hornisgrinde und der wilde See, 7 km von Wildbad; im südlichen
(badischen) Schwarzwald: der Feldsee, der Titisee, der Schluchsee
u. a. m. Zahlreiche Aadel'kolzwal'dungen bedecken das Gebirge. Man
trifft in denselben Köhlerplätze, auch dann und wann größere, von
Wäldern umgebene Feldstücke. (Die Stämme der Weiß- oder Edeltanne
wurden früher zu Flößeu zusammengebunden, auf den Schwarzwaldflüssen in holzärmere
Gegenden geschafft und dort als Bauholz benützt. Die schönsten, stärksten und
Höchste» Tannen — „Holländer" — gehen den Rhein hinab und werden zum Schiffs-
bau verwendet.)
In den Wäldern wachsen manche Waldpflanzen, welche in Niederschwaben
nicht oder doch nur äußerst selten vorkommen, z. B. der rote Fingerhut, Heidelbeer-
und Preiselbeerstauden, die Stechpalme u. s. w. Die Heidel- und Preiselbeeren werden
entweder roh gegessen oder gekocht, oder mit Zucker eingemacht. Aus den Heidelbeereu
wird Heidelbeergeist gebraunt.
Auf dem württembergischen Schwarzwalde leben etwa 90—100 000
Menschen, die meist der evangelischen Kirche angehören. Katholiken leben
in größerer Anzahl auf dem südlichen Teile desselben (meist in den Städten).
Die Schwarzwal'd er sind gesunde und kräftige Leute, die sehr einfach
leben und sich auch einfach kleiden. Die Landbewohner sind meistens
Taglöhner, da der größte Teil der Felder und Wälder einzelnen reichen
Bauern und W a ld b esi tze rn gehört. Auf dem Lande sind die Häuser
gewöhnlich einstockig, jedoch meistens sehr lang. Sie haben häufig noch
Schindeldächer. Die Stuben siud meist ausgetäfelt und niedrig, aber
dennoch recht geräumig.
Die Felder sind nicht besonders fruchtbar. Nach 3—4jahrigem
Anbau läßt man sie ebensolang unbebaut liegen und benützt sie als Weiden.
Hernach werden sie tüchtig gedüngt und dann wieder angebaut. Haupt-
erzeugnisse sind Kartoffeln, Roggen und Flachs. Bei Neuenbürg
wächst auch Weiu.