1901 -
Stuttgart
: Lung
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 44
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Württemberg
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Herzog Karl Alexander.
Karl Alexander (1733—1737), Enkel Eberhards Iii und Sohn
des gewesenen Vormünders von Eberhard
Ludwig (Friedrich Karl von Winnenthal),
stand bei dem Tode seines Vetters Eberhard
Ludwig als kaiserlicher Feldmarschall - in
österreichischen Diensten. Er war schon früher
(1712) zur katholischen Kirche übergetreten,
hatte aber bei seinem Regierungsantritte
versprochen, in Religionssachen im Lande
nichts ändern zu wollen. Seine ersten Re-
giernngshandlnngen ließen auch das Beste
von ihm erwarten, da er nicht nur tüchtige
Männer (Bilfinger, Moser n. a. m.) zu
seinen Ratgebern machte sondern auch die
Residenz wieder nach Stuttgart verlegte
und die Grävenitz'sche Partei rasch stürzte.
Trotzdem gelang es ihm nie, das volle
Vertrauen des Volkes zu erwerben. Schon
früher war nämlich der Herzog durch Geldverlegenheiten in' die
Hände des Juden Süß Oppenheimer gefallen, der, bald nach dein
Regierungsantritt an den Hof berufen, eine noch nicht vergessene traurige
Berühmtheit in Württemberg erlangte. Durch die schamloseste Aus-
beutung des Laudes (Münzverschlechterung, Stellenhandel, Rechtsver-
drehnng und Erpressung jeglicher Art) gelang es ihm, des Herzogs
und noch mehr seine eigene Kasse zu füllen. Doch schon nach einigen
Jahren wurde das Land durch den plötzlichen Tod des Herzogs
in Ludwigsburg von der Herrschaft des Juden und zugleich vou der
Furcht vor Gewaltmaßregeln des Regenten gegen die Staatsverfassung
und die evangelische Kirche befreit. Während seiner Regieruug wurde
ein Waisenhaus sowie das Z u ch t- und Arbeits!) a u s zu Ludwigs-
bürg gegründet. Nach ihm regierten der Reihe nach seine 3 Söhne.
Karl Eugen (1737—1793) stand zuerst noch unter Vormund-
schaft, während welcher der Jude Süß (1738) zum Tode verurteilt
und in einem eisernen Käfig an einem eisernen Galgen aufgehängt wurde.
Nachdem der talentvolle junge Fürst mehr als 2 Jahre am Hofe und
im Geiste Friedrichs d. Gr. zu seinem Berufe vorbereitet worden war,
trat er (1744), erst 16 Jahre alt, selbst die Regierung an. Doch bald waren
die Lehren und Ermahnungen des großen Königs vergessen. Au dem
Hofe des jungen Herzogs entfaltete sich ein Leben verschwenderischer
Genußsucht. Großartige Feste und Lustbarkeiten verschlangen ungeheure
Summen und machten seine Regierung für das Land höchst drückend
und verderblich. Besonders viel Gesd verwendete der Herzog auch auf
Bauten, wie das neue Residenzschloß (1746—1760) und das Opern-
und Schauspielhaus in Stuttgart, allerlei Gebäude in und um Ludwigs-
bürg, wohin er 1764 deu Hof verlegte, die Solitüde, die Jagdschlösser
Grafeneck und Einsiedel, Hohenheim mit Scharnhausen u. a. m. — Dazu
kamen noch die Kosten des 7jährigen Krieges, an dem Karl mit einem