1901 -
Stuttgart
: Lung
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 44
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Württemberg
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Den armen Kranken wurden ärztliche Behandlung und Arzneien unent-
geltlich zu teil. Es wurden errichtet: Speise- und Beschäftigungsanstalten, die
Zentralleitung des Wohlthätigkeitsvereins, Industrieschulen, die württembergische
Sparkasse, die Katharinenschule sowie das Katharinenstift in Stuttgart (jene zur
Erziehung armer Mädchen, diese für die Töchter aus den gebildeten Ständen).
Der Tod der edlen Königin am 9. Januar 1819 wurde deshalb vom ganzen Volke
schwer empfunden. Zu ihrem Andenken gründete die Stadt Stuttgart das
Katharinen Hospital.
Im Jahre 1819 wurde dem Lande eine Verfassung gegeben,
welche der Regierung ihre wohlthätige Mitwirkung, dem Volke seine
gesetzmäßige Freiheit und dem ganzen Vaterlande eine glückliche Zukunft
sicherte. Eine Menge von Verbesserungen und Einrichtungen im Staate
stand damit in Verbindung.
Das Land wurde in 4 Kreife und 64 Oberämter eingeteilt; die Ver-
waltung wurde von der Rechtspflege getrennt, das Forstwesen verbessert,
das Militärwesen umgestaltet, besonders aber die Landwirtschaft, für
welche Wilhelm, „der König der Landwirte", eine besondere Vorliebe hatte, durch
Veredelung des Viehschlags, dnrch Errichtung der laud- und forstwirtschaftlichen
Akademie zu Hohenheim sowie der Ackerbauschulen zu Ellwangen, Kirchberg, Ochsen-
hausen und durch Begründung des landwirtschaftlichen Festes zu Cannstatt („Volks-
fest") in einer Weise gefördert, daß sie sich zu einer nie gekannten Höhe erhob.
Gewerbe und Handel hob er durch Einführung der Dampf-
schiffahrt aus dem Vodeusee (1824), aus dem Neckar vou Heilbroun
abwärts (1841), durch deu Bau von Eisenbahnen (erste Strecke von
Cannstatt bis Untertürkheim 1843), durch Errichtung der Zentral-
stelle für Gewerbe und Handel (1848) und dnrch die Gesetze
über die Gewerbefreiheit (1862). In Wilhelmsglnck und Fried-
richshall wurden (1822 und 1829) Salinen eröffnet, aus denen das
Volk besseres und billigeres Salz bekam.
Die evangelische Kirche erhielt (1842) das neue Gesaug-
und Kircheubuch: die Katholiken Württembergs wurden dem (1828)
neugegründeten Bistum Rottenburg unterstellt; für die Heranbildung
ihrer Geistlichen wurden die Konvikte in Ehingen und Rottweil sowie
das Wilhelmsstist iu Tübingen eingerichtet. Auch die Rechtsverhältnisse
der Israeliten wurdeu neu geordnet.
Zu besserer Bilduug des Volkes wurdeu iu allen größeren
Städten Realschulen eingerichtet. 1825 wurde das katholische Schul-
lehrersemiuar in Gmünd, 1843 das zweite evangelische in Nürtingen
eröffnet. In Stuttgart entstand eine Gewerbeschule, aus der sich die
jetzige polytechnische Hochschule entwickelte, die Tierarznei- und die Bau-
gewerkeschule, die Kunstschule und das Kunstgebäude zur Pflege der
bildenden Künste. Für die Taubstummen- und Blindenerziehnng wurdeu
Anstalten in Gmünd, Eßlingen (jetzt Bönnigheim) und Nürtingen ins
Leben gerufen, und viele Rettungsanstalten wurdeu von der Nachfolgerin
der Königin Katharina, der im Wohlthun ebenso unermüdlichen Königin
Pauline, teils gegründet teils gefördert.
Bei der Jubelfeier der 2 5jährigen Regierung des Königs
(1841) zeigte sich der Dank und die Anhänglichkeit des württembergischen
Volkes an sein Fürstenhaus im schönsten Lichte (Errichtung der Jubi-