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1. Anschauungsunterricht und Heimatkunde für das 1. - 4. Schuljahr mehrklassiger Schulen - S. 13

1899 - Leipzig : Klinkhardt
— 13 — Teile derselben, welche allenfalls nachgezeichnet werden können. Es ist bekannt, daß man sich vielfach gegen die Aufnahme einfacher Kunst- Produkte in den Anschauungsunterricht sträubt, daß man Betrachtungen über Tische, Stühle, Tafeln, Thüren, Fenster, Ösen, Wagen, Pflug und Egge, Waffen, Geschirre und Geräte aller Art u. dgl. für viel zu un- interessant und zu wenig geistbildend für 6—8 jährige Kinder hält. Wir stellen sie auch den Lebensgebilden und Lebenserscheinungen in der Natur keineswegs gleich, wie ja die verhältnismäßig spärliche Auswahl derselben zeigt; allein sie bieten eine große Fülle von Formen dar, die wir bei- spielsweise im Tierreiche gar nicht und im Pflanzenreiche selten finden; sie gehören ebenso gut wie diese dem Leben der Menschen und seinen Bedürfnissen an, sind außerdem Bildungen seiner Hand und darum schon wichtig für einen guten Lebensunterricht. Können manche dieser Formen nun in ihren Gründzügen erfaßt und nachgebildet werden, so werden sie uns für den Unterricht besonders wertvoll. Und kann man mit Thüren und Fenstern, mit Kleidern und Schulgeräten, mit Waffen und musika- lischen Instrumenten, mit Geschirren und Handwerksgeräten aller Art auch im Unterricht nicht viel mehr „machen" an Bewegungen und Thätig- keiten als selbst mit zahlreichen Tieren und Pflanzen, die man nur in Bildern oder höchstens in Modellen vorführen kann? Selbst mit meh- reren Naturgebilden läßt sich nach dieser Seite im Unterrichte viel mehr „anfangen", als gewöhnlich versucht wird. Zum Erweise dessen erlauben wir uns auf die folgenden Lektionen des 1. Schuljahres aufmerksam zu machen: außer den Vorübungen Nr. 12, 13, 15, 16, 17—20, 34 (das Ei), 38, 39, 43 (Käfig), 46 und 47, 48, 49 und 50, 51, 52, 54, 63 und 64, 65 und 66 (bezüglich der Thätigkeiten), 85 u. a. Welchen außer- ordentlichen Gewinn die Sprachbildung aus der Bildung des Formen- sinn es zieht, werden wir sogleich hören. Ii. Sprachliche Grundsätze. 1. Es wird dem einen oder anderen sinnigen Leser aufsallen, daß wir bisher des Hauptzweckes des ganzen fraglichen Unterrichtes, der Sprachbildung, noch nicht gedacht haben. Sollten wir die Bedeutung der Sprachbildung im Anschauungsunterrichte unterschätzen, da wir den- selben nach realen, der Wirklichkeit entsprechenden Gesichtspunkten an- geordnet haben? Das sei fern. Wir möchten auch hierin uns der Entwickelung der Kindesnatur anschließen. Das Kind wächst in einer Um- gebung äußerst zahlreicher realer Dinge, Erscheinungen und Zustände auf, die ihm erst im Laufe der Jahre ganz allmählich zum Bewußtsein kommen, von deren Namen und sprachlicher Darstellung es die ersten Jahre seines Lebens nichts und auch zur Zeit, wo es in die Schule tritt, noch sehr wenig weiß. Die Sprachbildung des Kindes, auch wo sie durch Eltern, Angehörige und Lehrer frühzeitig eine gute Pflege findet, hält längst nicht gleichen Schritt mit dem Wachstum feiner Vorstellungswelt; in der Regel beginnt ihre Pflege erst mit dem Schulunterrichte. Wie außer-
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