1899 -
Leipzig
: Klinkhardt
- Autor: Jütting, Wübbe Ulrichs, Börner, Richard, Weber, Hugo
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Mehrklassige Schule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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nicht entweichen kann. Solch eingesperrter Dampf treibt die Maschinen
in den Fabriken und die Lokomotiven.
Auch die Gewässer im Freien verdunsten. Der Wasserdunst steigt
beständig empor. Er ist so fein, das man ihn gewöhnlich nicht sehen
kann. In der Kälte jedoch verdichtet er sich und wird sichtbar. Wer hat
die Flüsse im Winter dampfen sehen? Wer hat den Nebel auf den Wiesen
gesehen? Wer sah die Pferde dampfen? Wo und wann siehst du deinen
Hauch? Wer hat einmal das Fenster angehaucht und dadurch naß ge-
macht? Auch hoch oben am Himmel wird der Wasserdampf sichtbar. Dort
schwebt er als Wolke am Himmel. Fährt ein kalter Wind in die Wolken,
so verdichten sich die Dampfbläschen; sie rinnen zu Tropfen zusammen
und fallen als Regen herab. Gefrieren die Bläschen, so fallen sie als
Schnee, Graupeln oder Hagel herab. Setzen sich die Bläschen an
die Grasspitzen, so bilden sie den Tau. Den gefrorenen Tau nennen
wir Reif. —
In der Wärme verdunstet oder verdampft das Wasser. In der Kälte
bei 0" gefriert es. Es wird fest und hart und heißt dann Eis. Es
bildet eine Decke auf den Gewässern, so das man auf dem Wasser gehen
kann. Wird die Luft wärmer als 0°, so verwandeln sich Schnee und Eis
wieder in flüssiges Wasser: sie tauen.
c. Die Gewässer. Das Regen- und Schneewasser versiegt in
dem Boden: es sickert ein. Auf geneigter Fläche rinnt es fort. Graben
wir tief in den Boden hinein, so finden wir das eingesickerte Wasser wieder
als Grundwasser. Sammelt sich das Wasser in der Grube, so haben
wir einen Brunnen oder Born. An manchen Stellen, z.b. auf Bergen,
fließt das Grundwasser aus der Erde oder aus Felsspalten heraus: es
quillt sprudelnd hervor und bildet eine Quelle. Das Quellwasser ist
gewöhnlich klar und kühl; es rennt oder rinnt fort, es rieselt und bildet
ein Riesel in einem Rinnsal. Mehrere Riesel vereinigen sich zu einem
Bache, mehrere Bäche zu einem Flusse, mehrere Flüsse zu einem
Strome. Die Ströme führen das Wasser ins Meer zurück, woher es
stammt. Das Meer ist das große, weite und tiefe Becken, in dem sich
alles Wasser sammelt. Vom Meere steigt es wieder empor, um Wolken
zu bilden, die über das Land ziehen und dort niederregnen. Es bewegt
sich also das Wasser in einem ewigen Kreislaufe.
Welche stehenden Gewässer sind in der Umgegend? Wie heißen sie?
Warum steht das Wasser in den Becken? Wo läuft etwas ab? Kleinere
stehende Gewässer, deren Becken man ausgegraben hat, heißen Teiche.
Wovon sind sie belebt? Was wächst an ihren Usern? Größere stehende
Gewässer heißen Seen, Landseen. Sie sind tief, lang und breit. Wo
das Wasser eines flachen Beckens nicht abfließen kann, bildet sich leicht
ein Snmps, Moor oder Morast. Auf diesem kann man nicht gehen,
nicht mit dem Wagen, aber auch nicht mit dem Kahne fahren; man sinkt
ein und kann sogar versinken. Nur der langbeinige Storch wandelt ans
dem Sumpfe umher. Was sucht er dort? Wer kennt einen Sumpf mit
Röhricht? eine sumpfige Stelle in der Umgebung des Wohnortes?
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