1907 -
Dresden
: Huhle
- Autor: Felgner, Robert
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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wieder aufsteigen? Welche Gestalt werden sie dann annehmen, wenn
ihnen von der kühleren Luft wieder Wärme genommen wird? Was ist
also der Abendnebel?
Der Abendnebel ist abgekühlter, sichtbarer Wafserdampf über den
Bächen und Teichen.
B.
Wie der Nebel sein kann, leicht — dicht — undurchdring-
lich — grau — düster — feucht — kalt.
Welche Tätigkeiten man vom Nebel aussagen kann. Der Abend-
nebel steigt aus den Gewässern, liegt auf der Wiese, erfüllt das Tal,
bedeckt die Flur. Die Nebel wogen auf und ab, wallen auf und
nieder, ziehen, fliehen, eilen dahin, verschwinden, steigen oder
fallen, bringen Regen oder verkünden heiteres Wetter.
Was der Nebel ist. Der Nebel breitet oft einen Schleier —
Nebelschleier — über die Gegend, besonders im März, dem Nebel-
monat. Oft löst er sich in einen Nebelregen auf. Weil der Nebel
im Herbste oder im März oft so dicht ist, daß wir am Tage Licht an-
zünden müssen, so stellen wir ihn mit der Nacht zusammen und reden
oft von Nacht und Nebel. Bei starkem Nebel auf der Elbe ertönt oft
auf den Schiffen das Nebelhorn.
Was wir in den 4 Jahreszeiten am Teiche beobachtet haben.
Im Frühlinge kamen mit ihrem „Wat, weit" die Enten an-
gewatschelt und schwammen mit ihren Schwestern, den Gänsen, so
lustig aus dem Teiche umher. An warmen Frühlingsabenden quakten
die Frösche, und über dem Wasserspiegel spielten die Mikfen. Am
seichten Ufer schwamm der Froschlaich, große gallertartige Klumpen.
Durch das Heer der Mücken schoß pfeilschnell die Schwalbe, um einige
derselben im Fluge zu erhaschen, und am Ufer hüpften munter die
Bachstelzen. Vom Grunde herauf strebte das erste Grün nach der
Oberfläche. — Wenn dann im Sommer Luft und Wasser wärmer
werden, ändert sich das Aussehen des Teiches. Der Wasserspiegel ist
tiefer gesunken. Auf demselben schwimmen die Teichlinsen oder der
Entengries. Dazwischen blühen die Teichrosen und der Wasserhahnen-
fuß. Am Ufer fängt das Schilf an zu wdchfeu. Im bunten Gewimmel
tummeln sich die Kaulquappen, und die Fische kommen an die Ober-
fläche, um sich zu sounen. Blntegel schlängeln sich durchs Wasser,
während die Wasserläufer oder Schlittschuhläufer auf der Oberfläche
ihr Wesen treiben. Die blau oder grün schillernden Libellen wiegen
sich mit ihren schlanken Leibern über dem Wasser. — Im Herbste wird
das Quaken der Frösche verstummen. Die Schwalben und Bachstelzen
werden verschwinden. Die Blumen am Ufer werden verblühen, und
die Blätter der Weiden und Erlen werden welken und an Stelle der
Wasserlinsen den Teich bedecken. Tritt dann der Winter seine Herr-
schast an, so wird sich der Teich mit einer Eisdecke überziehen. Die
glatte Eisdecke wird sich mit flinken Schlittschuhläufern beleben. Unter
der schützenden Decke wird alles Leben erhalten bleiben, damit es im
Frühlinge zu neuem Leben erwachen kann.