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1. Heimatkundlicher Anschauungsunterricht im zweiten und dritten Schuljahre - S. 39

1902 - Leipzig : Hofmann
Ii. Frühling. 39 verschmähen. Was für ein Vogel ist der Kuckuck? Der Kuckuck ist ein nützlicher Vogel. Auch die Kinder freuen sich sehr, wenn der Kuckuck ruft. Sie singen ihm dann das Verschen zu: „Kuckucksknecht, Sag mir recht, Wieviel Jahr ich leben soll. Belüg mich nicht, Betrüg mich nicht, Sonst bist du der rechte Kuckuck nicht!" Nun meinen sie, sovielmal der Kuckuck hintereinander sein „Kuckuck" ertönen läßt, so viele Jahre würden sie noch leben. Was meint ihr dazu? Gewiß, der Kuckuck lacht die Kinder aus. Wer hat einen Kuckuck gesehen? Es ist schwer, ihn zu sehen, denn der Kuckuck versteckt sich in die dichten Baum- Wipfel und ist bald hier, bald dort. Bei dem geringsten Geräusch fliegt er eiligst davon. Der Kuckuck ist ein scheuer, ruheloser Vogel. „Denn willst du mal den Vogel sehn, So soppt er dich gar sehr, Magst noch so leicht zum Baume gehn, Du findest ihn nicht mehr. Der lose Vogel sitzt schon weit Von dir auf einem Baum und schreit: Kuckuck! Kuckuck! Kuckuck!" „Der Kuckuck ist der einzige Vogel bei uns, der sich kein Nest baut. Er ist ein Müßiggänger, er mag nicht arbeiten. Wenn er die fertigen Nester der fleißigen Vögel sieht, dann ruft er Pfiffig: „Kuckuck!" und sein Weibchen lacht dazu. Die Rotkehlchen und andere Waldsänger legen ihre kleinen Eier in die Nester und fliegen aus, um noch einen fetten Bissen zu nehmen oder einen frischen Trunk zu tun, ehe sie sich niedersetzen um zu brüten. „Kuckuck!" ruft dann der Schelm seinem Weibchen zu. Dieses fliegt nun leise herbei und legt ein Kuckucksei in das fremde Nest, fliegt fort und lacht über das Bubenstück. Das Rotkehlchen kommt zurück, setzt sich auf das Nest und denkt nicht daran, daß ein fremdes Ei im Neste liegt. Es sitzt, brütet emsig und freut sich im voraus auf die niedlichen Jungen. Die jungen Rotkehlchen schlüpfen aus den Eiern und der junge Kuckuck auch. Die alten Rotkehlchen eilen nach Futter, um die offenen Schnäbel zu füllen. Doch der Kuckuck ist am größten und schlingt seinen kleinen Nestbrüdern die meisten Bissen hinweg. Da er zu groß für das kleine Nest ist, so haben die andern kleinen Vöglein nicht Platz und fallen über den Rand zu Boden, wo sie elendiglich umkommen. Sind dem Kuckuck endlich Federn und Flügel gewachsen, so schlüpft er aus dem Neste, hüpft von Zweig zu Zweig, und seine Pflegeeltern tragen ihm trotz seiner Unart emsig noch Futter zu, bis er selbst sich seine Nahrung suchen kann. So müssen die kleinen Vögel des Waldes dem alten Kuckuck die Kinder erziehen, ohne Dank dafür zu ernten." H. Wagner.
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