1902 -
Leipzig
: Hofmann
- Autor: Wernecke, Robert
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Vi. Der Wald.
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Wenn im rauhen Herbst die Blätter der Bäume gelb und dürr zur
Erde fallen, wenn alles tot und leblos scheint, dann ist das Moos am
schönsten grün und wächst am üppigsten. Es fängt die Eicheln und Nüsse
der Buche und Haseln auf und umhüllt sie weich und warm. Den Bäumen
selbst webt es ein warmes Winterkleid, und für die vielen kleinen Tierchen
schafft's ein weiches Bett in der rauhen, kalten Zeit. Hier liegen runde
Häufchen Spinneneier, dort ähnliche von Schmetterlingen; hier hat eine
Bärenraupe ihr Winterlager sich ausgesucht, dort ruht zusammengerollt eine
Blindschleiche. Kehrt das Frühjahr wieder, so entläßt es seine Schützlinge,
wohlgepflegt und frisch erhalten, und bietet sich zu neuen Diensten an. Den
aus fernen Ländern heimgekehrten Vögeln gibt das Moos eine weiche Unter-
läge ins Nest; dem Häslein und Reh bietet's freundlich Lager und Ruhestätte.
In sumpfiger Gegend wachsen in ungeheurer Menge die Torfmoose, die
unten nach und nach absterbend den Moor bilden, während sie nach oben
immer weiter wachsen. So schafft das Moos nach allen Seiten hin Nutzen;
so klein es ist, so wichtig ist es doch in der Natur. Nach H. Wagner.
Das Moos.
„In des Waldes grünem Haus,
Um der Erde rauhen Schoß
Breitet still das zarte Moos
Seinen weichen Teppich aus.
Baut viel tausend Zellen hier
Dicht und still und nett und traut
Fein gewölbt und zart gebaut,
All dem kleinen Waldgetier.
Trägt geduldig jeden Tritt,
Saugt des Regens Schauer ein,
Lacht im goldnen Sonnenschein
Froh, gleich allen Blumen, mit.
Und wo eine Blum' herab
Neigt verwelkt das Haupt zur Ruh',
Deckt es sie so freundlich zu,
Wölbt um sie ein duftig Grab.
Schmiegt und dehnt so weit sich aus,
Wo ein Wandrer müd' und matt
Sich zum Schlaf gelagert hat,
Daß ihm träumt vom Vaterhaus.
Deckt es gleich der eis'ge Schnee,
Tritt manch rauher Fuß darauf,
Richtet sich's doch wieder auf,
Grünt und schauet in die Höh'."
H. Gade.
51. Der Jliegenschwamm.
Der Fliegenschwamm oder Fliegenpilz leuchtet überall, unter Büschen
und Hecken wie im Dickicht des Waldes, mit dem prächtigen Scharlachrot
seines Hutes hervor. Letzterer ist mit weißen Flecken schön verziert; auf
seiner Unterseite trägt er viele weiße, strahlig geordnete Faltenblättchen.
An diesen entwickeln sich die mit bloßem Auge unsichtbaren Keimkörnchen
(Sporen); späterhin fallen diese als weißer Staub heraus. Diesen Sporen-
staub siehst du am besten, wenn du einen reifen Pilz einige Zeit auf dunkler
Unterlage so liegen lässest, daß die Keimkörnchen auf die letztere herabfallen
können. Der ganze Hut steht auf einem ungefähr 10 cm langen Stiele
oder Strünke, der oben mit einer schlaff herabhängenden Manschette, dem