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1916 -
Erfurt
: Keyser
- Autor: Sander, Egmont
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Erfurt
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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zusammen. Die Glocke, die heute noch vorhanden ist, hat ein Gewicht
von 275 Zentnern. Der Klöpfel wiegt außerdem 11 Zentner. Bei
günstiger Windrichtung vernimmt man das Gelernt auf 6 Stunden in
die Runde.
Im Laufe der Jahrhunderte hat der Dom noch mancherlei Schick-
sale erfahren. Im Bauernkrieg erlitt er im Innern und Äußern arge
Beschädigungen. Auch wurde der dem Rate zur Aufbewahrung übergebene
silberne Sarg eingeschmolzen. Aus dem Silber wurden Geldstücke geprägt,
die den Namen Sargpfennige führten. Statt des Silbersarges ließ der
Rat einen Holzsarg fertigen, der heute noch vorhanden ist. In den
folgenden fünf Jahren (1525 —1530) wurde der Dom zur Abhaltung
des evangelischen Gottesdienstes benutzt. Das geschah noch einmal zur
Schwedenzeit. Gustav Adolf schenkte nämlich das Stift dem Rate der
Stadt. Ein neues schweres Unglück traf die Kirche am 13. September
1717. Ein Blitzstrahl zündete den mittleren Turm an. Das Feuer
wurde bald gelöscht. Es brach aber am Abend von neuem aus, zerstörte
die Turmspitzen und brachte die Glocken, die große ausgenommen, zum
Schmelzen. Über ein Jahrhundert ersetzte nun ein einfaches Holzdach
die frühere Turmzier. Eine neue Gefahr brachte dem Dome die Franzosen-
zeit (1806—1813). Jetzt drohte ihm sogar der Abbruch. Die neuen
Herren der Stadt wollten die Festungswerke des Petersberges bis zum
Domhügel vorschieben. Sie sahen aber endlich ein, daß der noch tiefer
gelegene Hügel nicht als Verteidigungsmittel zu gebrauchen war. Sie
umgaben ihn darum mit einem einfachen Balkenzaun. Die Kirche aber
wurde als Pferdestall benutzt. Auch die Domstufen wurden abgerissen.
Die Steine wurden zur Ausbesserung der Festung auf dem Petersberg
benutzt. Seit der Mitte des verflossenen Jahrhunderts hat abermals eine
reiche Bautätigkeit eingesetzt, durch welche der Dom seine jetzige Schön-
heit erlangt hat. In der Zeit (1870) ist auch auf der Westseite das über-
lebensgroße Bild der Jungfrau Maria mit dem Gotteskind geschaffen
worden. Es besteht aus lauter kleinen, farbigen Stiften von Stein, Glas,
Ton und Holz. Sie sind durch einen festhaftenden Kitt oder Mörtel
miteinander verbunden.
Das Innere des Domes wird durch herrliche Glasfenster erhellt
und ist reich an Schmuck. Selbst die Chorstühle sind von großer Schön-
heit. An der Südwand schauen wir das Bild des großen Christoph,
darunter das Grabmal des Grafen von Gleichen mit seinen zwei Frauen.
Die Lage der beiden Kirchen ist eine schöne. Vom Friedrich Wilhelms-
platz ist ihr Anblick unvergleichlich. Aber auch aus der Ferne übt das
Bild der beiden Schwesterkirchen auf den Wanderer einen tiefen Ein-
druck aus. Am schönsten ist der Anblick von Westen, wenn die unter-
gehende Sonne das Marienbild mit seinem goldigen Grunde überstrahlt.
3. Die Hinrichtung der Mordbrenner.
Durch den großen Brand am 19. Juni 1472 war der ganze Stadt-
teil zwischen Gera und Petersberg in Flammen aufgegangen. Das Feuer