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1916 -
Erfurt
: Keyser
- Autor: Sander, Egmont
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Erfurt
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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8. Die Ehrensäule.
Ungefähr in der Mitte des Friedrich Wilhelmsplatzes erhebt sich
die 18 m hohe Ehrensäule. Sie wurde 1777 von den Bürgern dem
Kurfürsten Friedrich Karl Joseph von Erthal errichtet. Er hatte sich um
das Wohl der Stadt sehr verdient gemacht. Sie besteht aus einem Sand-
steinsockel auf einem Stnfennnterbau. Oben ist eine Spitzsänle ausgesetzt.
Die südliche Seite des Sockels trägt die Widmung. Die Seiten der
Säule sind außerdem mit dem Bildnis, dem Namenszug und dem Wappen
des Kurfürsten geziert.
9. Die Beschießung Erfurts am 6. November 1813.
Der 6. November 1818, ein Sonnabend, zog trübe herauf. Dichter
Herbstnebel lagerte über dem Tale der Gera. Da rollten gegen 6 Uhr
morgens drei Kanonenschüsse über die Stadt. Ihnen folgte bald eine
fürchterliche Kanonade, die von den Wällen lebhaft beantwortet wurde.
Doch hatte Die Antwort keinen Erfolg, da der Nebel die Stellungen der
Artillerie der Verbündeten verdecktes)
Die Wirkung der Bomben war schrecklich. Bald brannte die Stadt
an verschiedenen Enden. Lautes Angstgeschrei hallte durch die Straßen.
Alle Bürger eilten, sich zu retteu. Zwar wurde anfangs der Versuch
gemacht, den Brand zu löschen. Man mußte aber die Bemühungen auf-
geben, als das Flugfeuer gegen Mittag immer neue Stadtteile eroberte.
Am schlimmsten wütete der Brand in den Gassen „Vor den Graden".
Dort hatte eine Brandgranate im Hause eines Krämers gezündet, und
ein starker Vorrat von brennbaren Stoffen gab dem Feuer fortwährend
Nahrung. 121 Häuser wurden hier ein Raub der Flammen. Gegen
Abend traf eine Granate das Dach der Klosterkirche. Ihr folgte eine
zweite und dritte. Ein Geschütz schien ans die Kirche gerichtet zu sein,
welche die Franzosen in ein Vorratshans umgewandelt hatten. Schnell
wurden Anordnungen getroffen, das Fener zu löschen. Zuerst wurde der
Schießbedarf geborgen, dann ging es an die Ballen und Säcke. Man versuchte
auch, die Kirche zu retten. Der Dachstuhl wurde aus Eimern, die von
Hand zu Hand gingen, mit Wasser begossen. Dennoch sprangen die
Flammen von einem Sparren zum andern. Endlich war der Dachstuhl
eine einzige Brandfackel. Eine Granate flog auch in einen Heuschober,
der für die französische Reiterei bestimmt war. Eine ungeheure Feuer-
garbe schoß bald sprühend zum dunklen Nachthimmel empor. Die brennen-
den Heubündel flogen umher und züudeteu das Dach der Hauptwache an.
Gegen 10 Uhr abends schwiegen die Kanonen. Nun herrschte Stille
wie in einem Totenhause. Sie wurde nur unterbrochen von den nnanf-
hörlichen Sturmschlägen der Glocken. Über dem Flammenmeer, das den
*) Sie lagen zum Teil unterhalb der Schwedenschanze in einer Vertiefung, die
100 m südlich von der heutigen Abdeckerei begann. Der andere Teil lag im Hunger-
bachtal, etwa 200—300 m oberhalb der Stelle, wo der Graben die Straße Erfurt'
Marbach schneidet. Eine Batterie war auch im Steigerwald aufgestellt.