Anfrage in Hauptansicht öffnen
Dokumente für Auswahl
Sortiert nach:
Relevanz zur Anfrage
1916 -
Erfurt
: Keyser
- Autor: Sander, Egmont
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Erfurt
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 72 —
herbei. Ein geschmackvoll behauener Felsblock*) bildete das Auffange-
becken und diente zugleich als Spültrog.
Große Sorge wurde auch dem Weinbau zuteil. Auf Veranlassung
der Petersmönche sollen Winzer aus Hochheim am Rheine nach Hochheim
an der Gera gekommen fein und dort Weinberge angelegt haben. Als
im Jahre 1664 die Festungsmauern gebaut wurden, mußten nahe der
Klostermauer an der Stadtseite 153/4 Acker Weinberge ausgerodet werden.
63/4 Acker waren Eigentum des Klosters. Die Mönche betrieben auch
schon die verschiedensten Handwerke in ziemlicher Vollkommenheit. Von
ihnen erlernten sie die Bürger der Stadt.
Groß sind auch die Verdienste der Mönche um die Wissenschaft,
besonders um die Geschichtsforschung und Geschichtsschreibung. Die Kloster-
bücherei enthielt seltene Bücher und wurde jahraus, jahreiu durch die
Mönche selbst vermehrt. Sie verstanden sich auf das Schreiben und
Malen der kunstreichen Buchstabenbilder auf Pergament. Besonders be-
rühmt war der silberne Kodex, der ein Gewicht von zwei Pfund hatte,
und der dreifache Psalter. Kaum war die Buchdruckerkunst erfunden, so
besaß das Kloster eine Handpresse.
5. Ein Spaziergang in die Umgebung des Friedrich Wilhelmsplatzes
und des Petersberges.
Wir beginnen unsere Wanderung an der „Hohen Lilie", dem ersten
Renaissancehaus Erfurts aus dem Jahre 1538. Es ist ein prächtiges
Giebelhaus in dieser Bauart und dient schon seit langer Zeit seinem
heutigen Zwecke. Die Reihe der fürstlichen Gäste und der berühmten
Männer, die es beherbergt hat. verkünden zwei an ihm angebrachte
Marmortafeln. Nun wenden wir uns durch die Domstraße nach dem
Mainzerhofplatz. Er hat seinen Namen von dem früheren mainzischen
Okonomiehof. Hier wohnten auch die erzbischöflichen Beamten. Von
den alten Gebäuden ist nur noch die Vorderwand einer zum Hofe ge-
hörigen Kapelle vorhanden. Im Jahre 1525 war der Mainzer Hof eins
der Hauptquartiere der aufständischen Bauern. Nach 1839 wurde mit
dem Abbruch der Gebäude begonnen. Damals verschwand anch das
Krumme Tor, welches den Mainzerhofplatz von der Brühler Vorstadt
schied. Das Brühl war eine der ältesten Vorstädte. Es gehörte dem
Erzbischof von Mainz, der es durch einen besonderen Schultheißen ver-
walten ließ. — Wir wandern nun an der Königlichen Gewehrfabrik, die
sich jetzt bis zur alten Mainzer Mühle am Bergstrom ausdehnt, zurück
und gehen hinauf auf den Domberg. Unser Weg führt uns zwischen den
beiden Kirchen hindurch. Wir werfen hier einen Blick auf sie, besonders
auf den prächtigen Domeingang, den Triangel, und wenden uns dann
den Gebäuden zu, die der Severikirche gegenüber liegen. Unter ihnen ist
das Krummhaus bemerkenswert. Erzbischof Adalbert von Mainz hat es
*) Er lagert jetzt auf dem Hose des Großen Hospitals.