1916 -
Erfurt
: Keyser
- Autor: Sander, Egmont
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Erfurt
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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den Barackenstraßen herrschte, zumal bei schönem Wetter, ein reges Leben.
Die nicht arbeitenden Gefangenen standen in angeregter Unterhaltung zu-
sammen oder ergötzten sich durch mancherlei Unterhaltnngsspiele. Es
waren sogar besondere Plätze für Ballspiele vorhanden; ferner waren ein
Turnplatz und eine Kegelbahn eingerichtet worden. Einige Gefangene
suchten sich auch durch den Verkauf vou allerlei Kleinkram einen kleinen
Verdienst zu verschaffen. Sie wanderten in den Straßen auf und ab
und boten ihre Waren an. Man konnte sich dabei auf unsere Vogelwiese
versetzt denken, da auch sonst nichts an den Ernst der Zeit erinnerte, und
die Gefangenen selbst ein frohes Gebaren zeigten.
Im Außenlager standen die Baracken für die neu ankommenden Ge-
fangenen. Ehe sie aber das eigentliche Lager bezogen, wurden sie gebadet,
von Ungeziefer gesäubert und ihre Kleider gereinigt. Wurden unter ihnen
Seuchenkranke vermutet, so kamen sie zur weitereu Beobachtung in die
Seuchenbaracken, Im Außenlager waren anch 19 Lazarettbaracken für
Schwerkranke. Die Leichterkrankten blieben im Jnnenlnger, da in die
Wohnbaracken Krankenstuben eingebaut waren.
Für die Gefangenen wurde oft Gottesdienst in einer besonderen
Kirchenbaracke in ihrem Bekenntnis und in ihrer Sprache abgehalten,
deutschsprechende nahmen an Gottesdiensten in deutscher Sprache teil. Auch
wurde an die Gefangenen durch zwei deutsche Universitätsprofessoren und
durch gebildete Gefangene Unterricht in deutscher, französischer usw. Literatnr,
Mathematik, Naturwissenschaften, Geschichte usw. erteilt.
Nach einem Bericht im Allgem. Anz. v. 30. 9. 15 und nach eigener Anschauung.
3. Die Kläranlage.
Nicht nur das Trinkwasser, auch das Flußwasser muß so beschaffen
sein, daß es uns gesundheitlich nicht schaden kann. Es wird zwar selten
zum Trinken benntzt, findet aber häufig in der Wirtschaft, zumal in land-
wirtschaftlichen Betrieben Verwendung. Darum ist es notwendig, daß die
ihm zugeführteu Abwässer vorher gereinigt werden. Das geschieht in so-
genannten Kläranlagen.
Erfurt hat auch eine Kläranlage gebaut. In ihr werden alle Ab-
wäfser der Stadt vor ihrem Eintritt in den Lauf der Wilden Gera gereinigt.
Unsere Anlage besteht aus zwei verschiedenen Teilen, ans den Emscher-
brnnnen und den Tropfkörpern.
1. Die Emscherbrunnen: Das Gelände, auf welchem die 18
Emscherbrunnen erbaut find, liegt auf dem linken Geraufer, wenig südlich
der Rennbahn. Die Brnnnen sind gemauerte, kreisrunde Becken von 8,60 m
Tiefe und 8 m Durchmesser im Lichten. Je zwei Brnnnen liegen neben-
einander. Durch sie führt ein Schlamm-Absitzbecken von 6 in Breite und
fast 4 m Tiefe. Es liegt in gleicher Höhe des Brunnenrandes. Dem Absitz-
decken wird alles Abwasser zugeführt. Die Abwässer der Stadt erreichen
mit natürlichem Gefälle die Brunnen, die von Erfnrt-N. müssen, da der
Ort tiefer liegt, durch Pumpen gehoben werden. Alle Abwässer werden