Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 193

1916 - Erfurt : Keyser
— 193 — Mut und Lust zu neuen Unternehmungen. Aus der früher reichen Handels- stadt war eine einfache Landstadt geworden. Wohl hatte sie gehofft, beim Friedensschluß freie Reichsstadt zu werden. Eifrig hatte sich der Rat darum bemüht, das Ziel zu erreiche». Auch die Schweden hatten Erfurt dabei unterstützt. Doch seiu Wunsch erfüllte sich uicht; es blieb bei Mainz. Der Kurfürst begann sofort die Zügel der Negierung straffer anzu- ziehen. Wohl widersetzte sich die Stadt, aber ihr Widerstand half ihr nichts. Sie wurde mit der Reichsacht belegt, und der Kaiser ernannte den Kurfürsten von Mainz zum Vollstrecker. Unterstützt von einem starken französischen Heere belagerte er die Stadt, die nur noch 11700 Einwohner hatte, und nahm sie 1664 ein. Bald daraus hielt er seinen feierlichen Einzug, und der Rat mußte dem Kurfürsten Johann Philipp von «schön- born huldigeu. Die Stadt durfte ihren evangelischen Glauben behalten. Die gesamte Verwaltung und der städtische Besitz wurden aber mainzisch. Um die Stadt dauernd fest im Besitz zu haben, legte der Kurfürst neue Befestigungswerke auf dem Petersberg au. Nun kam für die Stadt eine Zeit vieljähriger Ruhe. Die von Mainz eingesetzten Statthalter versuchten die Wunden des Krieges zu heilen. Tatsächlich kehrte auch durch die Fürsorge der Statthalter v. Boyne- bürg und v. Warsberg ein bescheidener Wohlstand zurück. Boyneburg errichtete mehrere prächtige Bauten in der damaligen Bauart, dem Barockstil, so den neueren Teil des Regierungsgebäudes und den Pack- Hof. Warsberg aber sorgte für den Wiederaufbau der Stadt nach dem großen Brande 1736. Er versuchte Handel und Gewerbe zu heben und gründete die noch heute bestehende Akademie der Wissenschaften. — Bald aber trat ein neuer Stillstand in der friedlichen Entwicklung der Stadt ein. Der Kurfürst von Mainz war ein Feind König Fried- richs Ii. von Preußen und hatte es sich besonders angelegen sein lassen, daß auf dem Reichstage zu Regensburg der König mit der Reichsacht belegt wurde. Daraufhin sah Friedrich während des 7 jährigen Krieges die kurfürstlichen Staaten als Feindesland an. Der Thüringer Teil des Mainzer Gebietes, darunter Erfurt, war von Sachsen bequem zu erreichen. Bereits am 19. Juni 1757, am Fronleichnamstage, erschienen die Preußen zum ersten Male vor dem Krämpfertor und begehrten Einlaß. Sie blieben aber nur wenige Tage. Bei ihrem Abzug nahmen sie einige angesehene Bürger und zwei katholische Geistliche als Geiseln mit. Die Stadt hatte eine Kriegssteuer vou 100000 Talern und die katholische Geistlich- keit eine solche von 50000 Talern in der kurzen Zeit nicht zahlen können. — Bald darauf erschienen Reichstruppen und Franzosen in großer Zahl in Erfurt. Der Obergeneral der Franzosen, Prinz von Soubise, hielt am 25. August in einer^sechsspännigen Kutsche seinen Einzug und wohnte in der Statthalterei. Seine Truppeu lagen zunächst in der Stadt, später aber schlugen sie außerhalb ein großes Lager auf. Es reichte von der Feste Petersberg bis uach Tiefthal. Anfänglich war es von 15000 Mann, später sogar von 25000 Mann bewohnt. Doch schon in der Nacht vom 12. zum 13. September verließen die Franzosen und Reichs- 13
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer