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1. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 199

1916 - Erfurt : Keyser
— 199 — licher Baumbestand abgeholzt. Die Stadtgräben wurden vertieft und mit Wasser gefüllt. Die um die Stadt gelegenett Gärten und Weinberge wurden verwüstet. Anfang Oktober mußten sich die Bürger auf vier Monate mit Lebensmitteln versehen. Hatten sie aber das Notwendige eingekauft, so kamen die Franzosen und nahmen es fort. Auch bares Geld wurde immer verlangt. Zahlte man nicht sofort, so wurden einige Geiseln auf den Petersberg gebracht. — Am schlimmsten wurde es in der Stadt nach der Schlacht bei Leipzig, denn sie wurde damals von der in wilder Eile fliehenden Armee Napoleons berührt. Auf den Straßen herrschte ein geradezu entsetzliches Durcheinander. Der Garten vor dem Gonvernement, der Platz „Vor den Graden", der Anger und andere breite Straßen und Plätze waren in Feldlager verwandelt worden. Zahllose Wachtfeuer lohten am Abend mit qualmender Flamme zum wetterschwarzen Nachthimmel empor. Die Bürger fürchteten eine allgemeine Plünderung, denn es war bekannt geworden, daß die Franzosen die Dörfer ausgeraubt hatten. Es war darum ein Glück, daß Napoleon mit seinem Gefolge in Erfurt Aufenthalt nahm. Auf seinen Befehl -durchstreiften zahlreiche Wachen nach allen Richtungen die Stadt und sorgteu für Ruhe und Sicherheit. Indessen dauerte der Durchzug der geschlagenen Armee immer weiter fort. In der Nacht mußten die fliehenden Soldaten anßer- halb der Stadt vorüberziehen. Napoleon weilte am 23. und 24. Oktober im Gouvernement, doch schon in der Nacht zum 25. verließ er die Stadt wieder. — Tags darauf, am 26. Oktober 1813, nahm die Belagerung der Stadt durch die Verbündeten ihren Anfang. Bald stiegen die Preise der Lebensmittel ins nngemessene. Ein Nößel Milch kostete 2 Groschen, das Schock Eier 3 bis 4 Reichstaler, ein Pfund Speck 10 bis 12 Groschen und ein Pfuud Kaffee 2 Reichstaler 16 Groschen. Manche Lebensmittel, z. B. Butter, Eier und Käse waren kaum noch zu bekommen. Noch schlimmer wurde die Lage der Bürger durch die fortgesetzten Beitreibungen der Franzosen. Fast täglich wurden Getreide, Schlachtvieh, Heu und Stroh, Betten, Tischzeug, Wundleinwand, neue Leinwand, Kaffee, Zucker, Zitronen gefordert und alles gleich zu mehreren 1000 Pfund oder Stück. Auch fingen sofort die andern Schrecken einer Belagerung an. Am 29. Oktober ging das Dörfchen Daberstedt in Flammen ans. Es war nach dem 30 jährigen Kriege (f. S. 122) wieder neu erstanden. Am 5. November ereilte Ilversgehofen fast ein gleiches Schicksal. Mit ver- deckten Laternen waren die Franzosen zum Johannes- und Krämpfer- tor hinausgezogen, hatten die Vorposten und dann die Besatzung des Ortes überlistet. Sie waren schon im Dorfe, als der größte Teil der Preußen noch schlief. So wurde es ihnen möglich, die Häuser zu plündern und anzuzünden. Doch schon am folgenden Tage erhielten sie die Ant- wort auf ihr Tun. Die Verbündeten beschossen am 6. November die Stadt (j. S. 66). Über 120 Gebäude, darunter auch das prächtige Peters- kloster, wurden ein Ranb der Flammen. Bald darauf, am 6. Januar 1814, wurde die Stadt von den Franzosen übergeben. Der französische Statt-
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