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1. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 43

1902 - Magdeburg : Creutz
F. Geschichtliches. 43 köpfig, wenn sie ihr Recht verletzt glauben. Der Bördebewohner läßt gern einen Taler springen, wo es die Ehre und das Ansehen seines Hauses und seiner Person erfordern; bei seinen Schützen- und Kriegerfesten geht es hoch her. Aber bei fremder Not hilft er gern. Die bedentenden Fort- schritte im Maschinen- und Fabrikwesen, in der Ackerwirtschaft und dem Gartenbau und die vielen Eisenbahnen haben gerade diese Gegend so verändert, daß das Altertümliche dem Neuen allenthalben gewichen ist. Die Häuser sind aus Mauer- oder Bruchsteinen aufgeführt und mit Ziegeln (Biberschwänzen oder Krempziegel) oder schiefer gedeckt. Nur in den Orten am Harze, die weniger an lebhaften Verkehrsstraßen liegen^ erhielten sich noch viele altertümliche Bauwerke, Sitten und Gebrauche. Schön erhaltene altertümliche Bauwerke mit reicher Holzschnitzerei findet man besonders in Halberstadt (Rathans, Ratskeller, Schuhhof), Quedlinburg (Rathaus und Umgebung), Aschersleben, Osterwieck. In Kleidung, Sitte und Beschäftigung stechen von den Anwohnern die Bewohner von Westerhausen bei Quedlin- bnrg ab. Sie scheinen Nachkommen niederländischer Kolonisten zu sein, die einst den nahen großen Bruch entwässerten. Ihre Hauptbeschäftigung ist der Zwiebelbau, der ihnen auch den Namen „Zwiebelbauern" eintrug. Die Männer gehen in blaueu Kitteln und grauen Gamaschen mit der Kiepe ans dein Rücken in die nahen Ortschaften oder bieten ihre Waren auf den Märkten feil. Vom Bischof Bnichard Ii. (Buko), der ein großer Kinderfreund gewesen sein muß, geht noch heute das Wiegenlied: Bnko von Halberstadt, Bringt doch usem Kinneken wat! Wat soll eck ehm den bringen? Rode Echan mit Ringen, Rode Schau mit Golle beschlau, Da soll use Kiunikeu tau Dauze gähn. Bon Ciuedüiibiirg aber sagt der Volksmuud: Oueddelborger Brennewien, Oueddelborger Masteschwien. F. Geschichtliches. ^ Die Vorfahren der jetzigen Bewohner waren Niederdeutsche, nämlich Sachsen und Thüringer. Vom 7. Jahrhundert ab siedelten sich aber auch slavische Völker an. Die^vou ihnen gegründete» Ortschaften endigen heute zumeist auf: itz, a, au, die der Sachsen aus: Hausen, igeu, heim, das sich aber oft in am und um ver- wandelt bat, die der Thüringer auf: leben, stedt, berg, dach. Die hier sehr hänfige Endung leben soll Erbteil, Wohnstätte bedeuten. Die Vorsahren waren Heiden und verehrten an besonderen Dpferstatten (Teufelsmauer, Regenstein, Höhe bei Guteus- wegen) ihre Götzen. Durch Karl d. Gr. wurde das Christentum unter unseru Vor- sahreu eingeführt. Nach ihm waren es besonders Möuche, die von ihren Klöstern die Religion und gesittetes Leben verbreiteten. Es entstanden bald das Erzstist Magdeburg und das Bistum Halberstadt. Die slavischeu Völker, die immer weiter uach W. uordrirtgeu wollten, gerieten mit unsern Vorfahren in heftigen Streit. Durch die Kaiser Heinrich I, Otto I. (Gero) und den Markgrafen Albrecht den ^ären und seiue Nachfolger wurdeu sie vollständig besiegt und immer weiter nach <). gedrängt. Schon zu I)r. Martin Luthers Zeiten nahmen die Bewohner dieser Gegend die evangelische Lehre an. Ihres neuen Glanbens wegen hatten sie oft
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