1902 -
Magdeburg
: Creutz
- Autor: Henze, Theodor
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Sachsen (Provinz), Anhalt
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
58 Der Harz.
von ihm oft meisterhaft gespielt. Seine Vorliebe znr Jagd läßt ihn nicht
selten zum Wilddieb werden. Er hält zäh sest an den Sitten der Vor-
eltern. Der Sohn wird, was der Vater war. Von seinen Bergen kann
er sich nicht lange trennen. Wie die Väter, so hegt er alte Festgebräuche.
Am Osterheiligabend zündet er auf den Bergen Osterfeuer an urib ver-
zehrt am ersten Festtage sein „Osterlamm", am Johannistage seiert er
unter grünen Tannenbäumen das Johannisfest und schmückt die Häuser
mit Blumen und Kränzen.
F. Geschichtliches.
Das Harzgebirge war lange Zeit unbewohnt. Am frühesten wurde sein
Fuß — Quedlinburg, Werla, Bodfeld waren um 900 die Lieblingsorte Heinrichs t.
und Otto I- — am spätesten der Oberharz besiedelt (Anfang 1300). Als die ersten
Um- und Anwohner nennt die Geschichte die Ehernster, d. h. Schwertmänuer, dann
folgen die Sachsen, die Thüringer, die Hessen, die Friesen, die Flamländer. Etwa
im 7. Jahrhundert ließen sich auch slavische Völker, die Sorben, an: Harze nieder.
Ans der Endung der Ortsnamen kann man häufig auf die ersten Bewohner
schließen. So waren die jetzt auf itz, ifch endigenden Orte ehemals Wohnstätten
der korben- Die von den Sachsen stammenden Ortsnamen endigen meist auf Hansen
und heiin, während die Thüringer leben und stedt (Wohnstätte, Hans) wählten oder
die Bodenbeschaffenheit berg, dach, berücksichtigten. Die ersten Anfänge der Orte
waren Einzelgehöfte, erst die Endung -dorf deutet ein gemeinsames Znfammen-
wohnen vieler an. Als die Bevölkerung wuchs, wurden die schmalen Täler zu
eng und konnten die Menge nicht mehr ernähren, da mnßte man das Gebirge
beziehen. Wo aber Dickicht das Vordringen und die Besiedelung hinderten,
rodete man den Wald mit der Axt (Jener) und entwässerte die Moräste. Die
neuen Befiedelnngen, die entstanden, erhielten meist die Endnng -rot (-rode), -holz,
-loh, -seld, -Hagen, -Hain, -schwende (durch Fener verschwunden). Die Kuude von
den reichen Erzlageru lockte vom zwölften Jahrhundert an aus den verschiedensten
Gegenden Einwanderer herbei, so die Flamländer, die Obersachsen. Die Schrecken
des 30 jährigen Krieges verbreiteten sich anch über das Harzgebiet. Der Herzog
Friedrich Ulrich richtete eine herzbrechende Klageschrist an den Kaiser und bat um
Beistand. Vergeblich! In ihrer Verzweiflung taten sich die Banern zusammen,
um sich selbst ihrer Peiniger zu erwehren. Sie nannte» sich „Harzschützen" und
waren den wilden Kriegern ein schlimmer Feind, weil sie jeden Schlupfwinkel
kannten. Was sie dem Feinde abnahmen, teilten sie mit der armen Bevölkerung.
(Rod) jetzt heißt die Straße, die vom Auerberge nach Stiege führt, die Harzschützen-
straße.) Am 27. Angnst .1626 wurde an: nordwestlichen Fuße des Harzes bei
Lntter eine Schlacht geschlagen, die für die Evangelischen verloren ging. Die
Bevölkerung des Harzes ist größtenteils evangelisch. Der Harz gehört jetzt zu
3 Ländern, zum Königreich Prenßen, zu deu Herzogtümern Brannschweig und Anhalt.
Gr. Ortslnmde.
a) Am Nordrande des Karzes.
^Goslar, d. h. Niederlassung am Flüßchen Gose. Bergbau: Silber, Blei.
Baudenkmäler: Dom, Kaiserhans, Rathans, die Kaiserworth. Geschichtliches:
vom Kaiser Heinrich L Es war Hauptstadt der Frankenkaiser.
*Harztmrg, d. h. Waldbnrg. Hart am Fnße des ^Gebirges im engen Tale
der Radau. Bei H. sprudelt eiue Solquelle, die das Solbad Juliusthal speist.
Badeort. Wegeu des Burgberges wird Harzburg viel besucht. Aus ihm liegen die
Ruinen der Kaiserburg. Uhland- und Bismarckdenksteine. Unweit H. liegt das
Eisenhüttenwerk „Mathildenhütte".