1902 -
Magdeburg
: Creutz
- Autor: Henze, Theodor
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Sachsen (Provinz), Anhalt
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Sachsen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Watten an der Nordsee'küste.
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schwankt zwischen 10 und 40 m (Kurische Nehrung) bei einer Breite' von
1 4 km. Ost bilden sich mehrere Dünenreihen bald dicht, bald weiter
neben einander. Nicht immer sind die Dünen kahl oder bloß mit niedrigen
Pflanzen bewachsen, oft, besonders in Holland, sind sie an der Landseite
prächtig bewaldet. Von den Niedern Pflanzen, die den flüchtigen Sand
(Flugsand, Wanderdüne aus de^ Kurischen Nehrung) festhalten, sind zu
nennen: Sanddorn, Sandhafer, Sandhalm, Renntierflechte, Stiefmütterchen,
Ginster, die Kiefer, die Krüppelkiefer und mancherlei Farnkräuter. Von
den Insekten trifft man zahllose Bienen, Schmetterlinge, Käfer, Libellen,
von den Säugetieren das schädliche Kaninchen, den scheuen Hasen, von den
Vögeln die Wildente, die Krähe, der die See bei der Ebbe den Tisch reichlich
deckt. Die Meeresküste hat sür die Bewohner des ganzen Vaterlandes große
Bedeutung. Die namhaften Handelsplätze vermitteln den Warenverkehr
mit dem Weltmarkte. Die Erzengnisse des Binnenlandes werden von hier
in die Ferne geschafft, die Kolonialwaren und sonstigen überseeischen Produkte
werden dem Vaterlande zugeführt. Die wichtigsten Hafenplälze sind: Bremen-
Bremerhaven, Hamburg-Kuxhaven, Lübeck, Stettin-Swiuemünde,
Dan zig und Königsberg. Seit einem Jahrhundert haben sich auch kleine
^ischerorte in vielbesuchte, stattliche Badeorte verwandelt, wo jährlich
Tausende von Kurgästen weilen, um im Meereswasser und in der reinen Luft
der schönen Küstenwälder Stärkung, Erfrischung und Heiluug zu suchen. Die
Ostseebäder liegen größtenteils an der Küste (Kranz b. Königsberg, Kolberg,
Misdroi, Heringsdorf, Heiligendamm), die Nordseebäder meist auf den
Inseln (Sylt, Föhr, Helgoland, Norderney, Borkum). Andere Orte sollen
das Vaterland gegen feindliche Angriffe schützen, es sind See- und Strand-
festungen, z. B. Königsberg-Pillau, Danzig, Swinemüude, Kiel-Friedrichsort,
Helgoland, Wilhelmshaven. Der Fischreichtnm (Heringe, Schellfische,
Schollen, Dorsche, Sprotten), die Austern- und Bernsteinsischerei, die
Schiffahrt, der Lotsendienst, die Hasenarbeit, die Bäder gewähren
dein Küstenbewohner Erwerbstätigkeit.
Längs der Küste beider Meere zieht sich eine Inselkette hin. Die
Inseln an der Nordseeküste bezeichnet man als Ostfriesische (Borkum,
Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog, Spickeroog, Wangeoog,
Neuwerk) und als Nordfriesische Inseln (Helgoland, die Halligen,
Nordstrand, Föhr und Sylt).
Die Inseln an der preußischen Ostseeküste heißen: Alsen, Fehmarn,
Rügen, Usedom und Wollin.
1. Die Watten an der Nordseeküste.
Wenn die Ebbe eintritt, so wird längs der Flachküste ein Stück des
Meeresbodens wasserfrei und dehnt sich zwischen dem Festlande und den
nahen Inseln wie eine große Schlammebene ans. Das ist das Wattenland,
'^ei der Flut ist es wieder Meeresgrund. So wechseln die Watten täglich
ihr Gewand mehrmals. Bald ist das Wattenland hart, bald lockerer Sand,
bald schlammiger Boden (Schlick). Einige Watten tragen fettes Gras (Heu-