1897 -
Oldenburg
: Bültmann und Gerriets
- Autor: Jacobs, J., Meine, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Oldenburg
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Huno schon alt und gebrechlich war, konnte er der Einladung nicht
folgen. Da klagten ihn seine Feinde als einen Aufrührer an. Der
Kaiser lud den Grafen Huno noch einmal nach Goslar und forderte
auch, Graf Huno solle einen starken Mann mitbringen. Derselbe mußte
durch einen Kampf mit einem Löwen darthnn, ob Graf Huuo schuldig
sei oder nicht. Ans solche Weise wurde in alten Zeiten Gericht gehalten.
Hnnos Sohn, der junge Graf Friedrich, bot sich an, mit dem Löwen zu
kämpfen. Graf Huno gelobte, wenn ihm Gott seinen Sohn erhalte, dann
wolle er zu Rastede ein Kloster bauen.
Der junge Graf Friedrich wandte folgende List an. Er füllte
einen Strohmann mit Fett und Fleischstücken an und hielt diesen vor
sich, als er auf den Löwen losging. Der Löwe stürzte sich auf den
Strohmann, und in demselben Augenblicke durchbohrte Friedrich den
Löwen. Der Kaiser erkannte nun Graf Huuos Unschuld. Er umarmte
Friedrich und beschenkte ihn reich. Dann tunkte er zwei Finger in des
Löwen Blut und zog zwei rote Striche über Friedrichs Schild. Daher
rühren die zwei roten Balken im gelben Felde des Oldenburger Wappens.
Graf Huno erfüllte sein Gelübde. Er baute 1059 zu Rastede ein
Kloster und beschenkte es reichlich mit Gütern. Nach v. Halem.
14. Fräulein Maria von Jever.
Vor reichlich 300 Jahren regierte über Jeverland Fräulein Maria.
Ihr Vater war Edo Wiemken der Jüngere, dessen Grabmal sich noch
jetzt in der Kirche zu Jever befindet.
Fräulein Maria war eiue rechte Mutter des Landes. Sie that
dem Lande viel Gutes. Sie ließ die Deiche, welche durch eine Flut
zerstört waren, wieder herstellen. Sie ließ Siele bauen, daß das Land
Abwässerung hatte. Ganz besonders sorgte sie auch für den Flecken
Jever. Sie förderte Handel und Gewerbe. Damit die elenden Hütten
in freundliche Häuser umgewandelt wurden, unterstützte sie viele Leute
beim Bauen. Sie erhob Jever zur Stadt, gab der Stadt bestimmte
Rechte und schenkte ihr das Wappen, worauf ein Löwe dargestellt ist.
In Stadt und Land sorgte Fränlein Maria für gnte Schulen. In
Jever stiftete sie ein Gymnasium, das Mariengymnasium. Für die Armen
sorgte sie, indem sie ihnen bestimmte Summen Geldes vermachte. Dazu
war sie freundlich und leutselig gegen jedermann.
Kurz vor ihrem Tode setzte Fräulein Maria den Grafen
Johann Xvi. von Oldenburg zu ihrem Erben und Nachfolger ein.
Der Gras besuchte sie in ihrer Burg. Mit rührenden Worten und
vielen Thrünen ermahnte sie ihn, ihre Jeveraner stets gut zu behandeln.
Bald darauf starb die edle Fürstin. Die Jeveraner haben ihr ein
treues Audenken bewahrt. Noch heute spricht man gern von ihr. Auch
ist sie nicht gestorben, wie die Sage berichtet. Sie fuhr auf einem
Wagen in einen unterirdischen Gang hinab. „Ich komme wieder," hat
sie gesagt, „bis dahin läutet an /edem Tage vor Einbruch der Nacht."
So wird denn noch jetzt an jedem Abend in der Stadt Jever geläutet.
Man nennt dies Läuten das Marienläuten. Nach Focke,