1886 -
Halle a. S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Wagner, C.
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Hessen-Nassau, Waldeck
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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das Napoleon I. zum Hauptbestandteil des neugeschaffenen Königreichs Westfalen machte.
1813 kehrte der Kurfürst nach Hessen zurück. Die größten Teile von Fulda und den
isenburgischen Ländern wurden zu Kurhessen geschlagen. Der Kurfürst, obwohl mit
Jubel von seinem treuen Volke empfangen, führte seine alte Regierungsweise wieder ein,
nur die neuen Abgaben ließ er fort entrichten, sonst war für ihn die sog. westfälische Zett
nicht vorhanden gewesen. Unter seinem Nachfolger erhielt das Land 1831 ein Staats-
grnndgesetz, wonach die Abgeordneten des Landes an der Regierung teilnahmen.
Beim Ausbruche des deutschen Krieges 1866 wies der Kurfürst, ebenso wie der König
von Hannover, ein Bündnis mit Preußen zurück. Kurhessen wurde am 16. Juni 1866
von Preußen besetzt und der Kurfürst als Kriegsgefangener nach Stettin abgeführt. Durch
das Dekret vom 20. September desselben Jahres wurde das Kurfürstentum mit
der preußischen Monarchie verbunden. —
Die alte Landschaft Hessen-Cassel zerfiel in das Niederfürstentum oder Niederhessen
und in das Oberfürstentum oder Oberhessen, oder auch iu das Land dies seit und jen
seit des „Spießes." Nach Wiederherstellung des Kurfürstentums (1813) wurde es iu
10 Kreise eingeteilt, nämlich: Niederhessen, Oberhessen, Hersfeld, Ziegenhain, Fritzlar,
Schmalkalden, Fulda, Isenburg, Hanau und Schaumburg. Seit 1821 zerfiel es in
2l Kreise. Diese Kreiseinteilnng ist im Jahre 1866 im ganzen beibehalten worden, nur
daß man sowohl den Kreis Cassel als den Kreis Hanau iu einen Stadt- und einen
Landkreis geschieden und den von Bayern abgetrennten Bezirk Gersfeld zu einem
besondern Kreise gemacht hat, während man den vormals bayerischen Bezirk Orb zum
Kreis Gelnhausen und das von Hessen-Darmstadt abgetrennte Amt Vöhl zum Kreise
Frankenberg schlug.
Der Regierungsbezirk Cassel besteht somit aus 24 Kreisen:
1. Stadtkreis Cassel. 18 qkm. Cassel, Hauptstadt der Provinz und
Residenz des Königs, a. d. Fulda, 64100 Em. Es besteht aus der Alt- und
französischen) Oberneustadt am linken und der Unterneustadt am rechten Ufer
der Fulda; steinerne 85 in lange Fuldabrücke, darüber geht eine Brunnenleitung
(das Wahrzeichen „Wasser über die Brücke"). Cassel hat breite Straßen
und schöne Plätze: Friedrichsplatz Marmorstandbild des hessischen Landgrafen
Friedrich Ii.), woran das reichhaltige Museum mit der Landesbibliothek, das
königliche Residenzpalais, die königliche Kriegsschule, die katholische Kirche stehen;
der runde Königsplatz mit 6 Straßenausgängen, darunter die breite, etwa
3500 Schritte lange Königsstraße; der Ständeplatz mit doppelter Lindenallee
und dein Ständehause; der Bahnhof, in welchem 5 Bahnen zusammen kommen;
große Exereierplätze mit weitläufigen Kasernen, zwei daoou liegen außerhalb der
Stadt. Dieselbe hat 9 Kirchen (7 reformierte, 1 lutherische und 1 katholische)
und 1 Synagoge; Krankenhäuser, mehrere schöne Schulgebäude, bedeutende fürstliche
und Staatsgebäude (Bellevueschloß, reiche Bildergallerie an der Bellevuestraße,
Justiz- und Regierungsgebäude auf dem Schloßplatze); große Fabriken, worunter
die Maschinenfabrik von „Henschel und Sohn" die größte ist. Unterhalb des
Friedrichs- und des Exercierplatzes der Kriegsschule dehnt sich der großartige
Park der Karlsaue mit Orangerieschlosse und Marmorbade am linken Fuldaufer aus.
(Trauernder Löwe -— zur Erinnnerung an die hessischen Patrioten, welche unter
der französischen Fremdherrschaft erschossen worden sind). Auethor mit Krieger-
denkmal (1870 —1871).
Zu Anfang des 8. Jahrhunderts lag am linken Fuldaufer am Fuße des Weinbergs
eine Burg des deutschen Königs Konrad I. „Chasalla" genannt. Das dabei entstandene
Dorf wurde im 12. Jahrhundert durch die thüringischen Landgrafen zur Stadt erhoben
und erhielt das Jungfrauenkloster Ahnaberg, jetzt Artilleriekaserne. Erst Heinrich das
Kind, der erste hessische Landgraf, machte Cassel zur Residenz, nachdem er an die Stelle
der alten Burg eine neue erbaut hatte. Landgraf Heinrich Ii. erbaute den Stadtteil
„Freiheit" mit der dem heiligen Martin geweiheten „großen Kirche", welche das Grab-