1914 -
Stettin
: Schuster
- Autor: Uecker, Fritz
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Provinz Pommern
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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besteht die Insel hauptsächlich aus ebenem Ackerboden, während das Innere
große Torfmoore aufweist. Der Hauptort dieses Teil's wie der gauzeu
Insel ist die Stadt Wolliu. Die Bewohner der Insel treiben Ackerbau
und Viehzucht, liefern Torf oder finden in den Kreidegruben, Kalköfen
und Zemeutsabrikeu Beschäftigung. Die Badegäste bringen den Insassen
der Stranddörfer (Neuendorf, Swautus, Heidebrink) gute Einnahmen.
Von Berns sind die Bewohner derselben meist Fischer. Ihre Dörfer
liegen zwischen den Dünen und können vom Strande aus kaum gesehen
werden. Ans demselben stehen die an beiden Enden spitzen Fischerboote.
Die Netze sind zum Trocknen aufgehängt. Bei günstigem Wetter geht's
ans den Fischsang. Hanptgegenstand des Fischfanges ist der Hering.
Die Netze haben eine Länge von 40 und eine Breite von 4 in. Durch Hölzchen, Tönn-
chen usw. wird das Netz vor dein Sinken bewahrt. Damit es aber auch ausgespauut
bleibe, sind Steine an der unteren Kante befestigt. So schwimmt die ausgespannte
Netzwaud in dem Wasser. Die Maschen derselben sind so weit, daß die Heringe nur
init dem Kopfe hindurch können. Am Weiterschwimmeu hindern die Brustflossen.
Zurück können sie aber auch nicht, denn die Maschen schieben sich hinter die Kiemen
und halten den Fisch fest. 8—12 Stuudeu nach dem Auslegeu wird das Netz wieder
eiugeuommeu und nun geht's dem Strande zu. — Die Heriuge werdeu frisch oder
„grün" verzehrt oder für den späteren Gebrauch zubereitet. Wie alle Seefische
stirbt der Hering, sobald er aus dem Wasser gezogen wird und geht schnell in Ver-
wesung über. Deshalb wird er sofort „gekehlt", d. h. am Halse wird eiu Einschnitt
gemacht, um die Eingeweide herauszunehmen. Danach wird er gereinigt und gesalzen,
sorgfältig abgetrocknet und geräuchert. — Das Räuchern geschieht in besonders dazu
eingerichteten Häusern. Frische, ausgekehlte Heringe besprengt man anch wohl leicht mit
Salz, trocknet sie dann wieder, röstet sie, legt sie in Essig und verkauft sie als Brat-
Heringe. Das Salzen geschieht meist in den großen Heringspackereien, die den Fischern
ihren Fang abkaufen. Nicht immer ist derselbe lohnend. Bei großen Massenfängen
werden oft nur 20—60 Pfg. für das Wal (80 Stück) bezahlt. — Auch die Flunder
ist ein häufig gefangener Fisch. Schollen und Steinbutten, Dorsch und Kabeljau, Lachs
und Stör werden mit Netz und Angeln gefangen. Nicht selten wird auch ein Seehuud
erlegt, von denen in der Ostsee viele lebeu und uuter den Fischen großen Schaden an-
richten. — Eiu oft lohnender Verdienst ist die Bernsteinfischerei. Schon in alten Zeiten
haben die Kaufleute von hier Bernstein geholt. Derselbe war ein sehr dünnflüssiges,
schnell erhärtendes Harz. Es floß eiust in großer Menge aus einem, der Fichte ahn-
lichen Baum, der im Ostseegebiet große Urwälder bildete. An dem Harze blieben*kleiue
Fliegen, Mückeu, Insekten kleben und wnrden vou ihm überflosseu und eingehüllt. Aus
dem Bodeu dieser untergegangenen Wälder hat das Meer den Bernstein ausgewaschen
und iu Saudschichteu eingehüllt. Aus dieseu wird er durch Stürme losgerissen und
init Tang an die Küste geworfen. Die Bernsteindreher verwerten ihn zu den ver-
schiedensten Schmucksachen. — Die Sage erklärt den Urspruug des Bernsteins so:
Phaeton, der Sohn des Sonnengottes Helios, bat einst seinen Vater inständig, ihm
die Lenkung der Sonueurosse und des Sonnenwagens anzuvertrauen. Widerstrebend
willigte der Vater ein. Doch der ungeschickte Jüngling verlor die Zügel, steckte die Erde
fast in Brand und wurde selbst tot hiuabgeschleudert. Da beweinten ihn seine Schwestern,
die Heliaden, lange und schmerzlich. Die Götter verwandelten sie endlich in Bäume
und ihre fortfließenden Tränen in Bernstein. (Sagen: Der Baumfriedhof bei Misdroy,
Am Jordansee.)
Usedom
ist die größere der beiden Inseln. Sie liegt zwischen Swine und Peene.
Das Achterwasser dringt tief in die Insel ein und zerlegt sie in einen
nordwestlichen und einen südöstlichen Teil. Beide werden durch einen
schmalen Landstrich verbunden, der bei Koserow nur 325 m breit ist. Das
Meer hat das Land hier wiederholt (1736, 41, 85, 92, 1872, 83) durch-
brochen, so daß man sich genötigt sah, einen festen Damin als Schutzwall