1914 -
Stettin
: Schuster
- Autor: Uecker, Fritz
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Provinz Pommern
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
liefert die meisten Fettschweine in Deutschland. Auch die Pferdezucht ist be-
deutend. In Labes befindet sich ein königliches Landgestüt, das Zuchthengste
an Verschiedeue Orte der Provinz sendet. Unter dem Federvieh sind besonders
Gänse und Hühner ertragbringend. — In den Wäldern finden wir Laub-
und Nadelbäume Die Wälder sind reich au Wild. Rudel von Hirschen und
Rehen leben darin. Wildschweine finden reichliche Mast. An Raubzeug
wird Fuchs und Dachs, Marder und Iltis gefangen. Auf den Feldern werden
Hasen und Rebhühner gejagt. Auch Fasaue, Schnepfen, Enten und Trappen
sind häufiger zu treffen. — Eine gute Erwerbsquelle ist auch die Fischerei.
Karpfen, Blei, Barsch, Plötze, Aal, Zander, Hecht und Wels sind die Be-
wohner der Landseen. In den Bächen und Flüssen wohnt die Forelle, in
der Madü die Maräue. Die Ostsee liefert Heringe, Flundern, Lachse,
Schollen, Steinbutten, Dorsche, Breitlinge n. a. Auch der Krebsfang be-
ginnt laugsam wieder eine lohnendere Beschäftigung zu werden. — An
natürlichen Bodenschätzen ist Pommern arm. Es finden sich nur Braun-
kohlen, Kalk und Kreide. In früheren Zeiten war anch das Salz eine
Quelle des Reichtums. Heute werden die Solquellen nur zu Heilzwecken
benutzt. — Schiffahrt, Handel und Gewerbetätigkeit geben einer großen
Zahl von Menschen lohnenden Verdienst. Im Gewerbe herrscht der Hand-
betrieb vor. Die Industrie d. i. das Großgewerbe mit Maschinenbetrieb
beginnt sich mehr und mehr zu heben. Wir finden zahlreiche Zucker- und
Stärkefabriken, Dampfschueidemühleu, Papierfabriken, Glashütten, Eisen-
gießereien, Maschinenbananstalten, Zündholz- und Zementfabriken, Kalköfen,
Ziegeleien, Brauereieu und Brennereien. — Pommerns Handel ist Haupt-
sächlich Durchgangshandel. Die Ausfuhr beschränkt sich auf Vieh, Ge-
treibe, Holz, Fische, Maschinen. Die Einfuhr besteht aus Kolonialwaren,
Kohlen, Eisen n. dergl.
vom Schulwesen. Jedes Kind ist vom 6.—14. Lebensjahre schulpflichtig und
muß in dieser Zeit eine Schule besuchen. Taubstumme und Blinde werden in besonderen
Anstalten unterrichtet. Verwahrloste fiuden in den Rettungshäuseru Aufnahme. Für
die aus der Schule entlassenen Knaben sind Fortbildungsschulen eingerichtet, hier und
da auch schon für Mädchen. — Alle Schulen stehen uuter der Aufsicht des Staates. Die
Volksschulen sind der Regierung unterstellt. Unter dem Provinzial-Schulkollegium steheu
die Gymnasien Stralsund, Putbus, Greifswald, Demmin, Anklam, Stettin (3), Gartz a.d.,
Pyritz, Stargard, Greifenberg, Treptow a. R., Kolbcrg, Belgard, Köslin, Stolp,
Neustettiu, Dramburg; die Nealgymuasieu Stettin (2), Stralsund, Kolberg; die
Progymnasien Laueubnrg, Schlawe; die Realprogymuafien Greifswald, Wolgast,
Wollin, Stargard, Stolp; die Lehrerseminare Franzbnrg, Anklam, Pölitz, Kaminin,
Pyritz, Dramburg, Köslin, Bütow und die Präparanden-Anstalten. — In Greifswald
befindet sich die Hochschule oder Universität.
Evangelische ttirchenordnung. Jede evangelische Geineinde wird von dein Ge-
meindekirchenrat verwaltet. Derselbe besteht aus 4—12 Mitglieder». Der Pfarrer
führt deu Vorsitz. Ist die Gemeinde über 500 Seelen groß, so wird eine Gemeinde-
vertretuug gewählt. Die Zahl der Gemeindevertreter ist dreimal so groß als die des
Kirchenrats. — Mehrere Kirchengemeinden bilden zusammeu einen Kreis, Bezirk oder
eine Diözese An ihrer Spitze steht der Superintendent. Die Diözese wird von der
Kreissynode verwaltet. Letztere zählt zu ihren Mitgliedern alle Geistlichen des Bezirks
und doppelt so viele gewählte Mitglieder. Die Kreissynode führt die Aufsicht über die
Gemeidevermögen, soll aber vor allem für Ansbreitnng kirchlichen Lebens sorgen. Aus
deu Abgeordneten der Kreissynode setzt sich die Proviuzialfynode zusammen. Zu ihr
gehören auch der Vertreter der Universität und die vom Könige ernannten Mitglieder.
An der Spitze steht das Konsistorium. Dasselbe prüft und ordiniert die Geistlichen, regelt
den Gottesdienst und hat die Aufsicht über die kirchliche Lehre und das Kirchenvermögen.