1882 -
Rudolstadt
: Mitzlaff
- Autor: Wallenhauer, G.
- Hrsg.: Merten, Richard
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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bei Breitenbach, Meuselbach und Oberweißbach getragene weiße
Kirchentuch haben seit 1850 bis 52 die grünen Teppiche ganz ver-
drängt; diese beginnen dem Shawle zu weichen. Die „Kegelhaube"
(Bänderhaube, Bandmütze), an Sonn- und Festtagen von alteren
Frauen getragen, wird noch häufig gesehen; bei Arnstadt und
Stadtilm besonders ist sie reichlich mit breiten, lang herabwallen-
den, schwarzseidenen Bändern und wertvollem Kopsputze ausgestat-
tet und kostet da 60 und noch mehr Mark. Der blane Fuhr-
maunskittel ist besonders in den ehemaligen Fuhrmannsdörfern be-
queme allgemeine Männertracht geblieben.
Die beiden Regierungen haben durch höhere und niedere Schul-
und Bildungsanstalten vortrefflich für Volksbildung gesorgt.
Unsere Fürstentümer haben 3 Gymnasien (Rudolstadt, Sonders-
Hausen, Arnstadt), 3 Realschulen in denselben Städten, 1 Knaben-
institnt in Keilhau, 3 Seminare (Rudolstadt, Frankenhausen, Son-
dershansen), 1 Kindergärtnerbildnngsanstalt und Lehrerinnenseminar
zu Sondershansen, höhere Bürgerschulen (Sondershausen, Franken-
Hausen, Arnstadt), höhere Töchterschnlen (die Residenzen), Maler-
und Fortbildnngszeichenschnlen (in den Residenzen, Breitenbach,
Oberweißbach, Geiersthal, Lichte bei Mallendars), viele Bürger-
und Volksschulen, Gewerbe-, Fortbildnngs- und Sonntagsschulen
(außer den Residenzen in Stadtilm, Arnstadt, Wüllersleben, Ring-
leben, Großfurra). Den mehr Handel und Gewerbe treibenden Be-
wohnern, besonders ans dem Walde, bringt schon der häufigere Ver-
kehr mit Fremden daheim und in der Ferne einen gewissen Schliff
von Bildung und mehr Weltkenntnis bei.
Der Handel ist in den Städten und in den fabrikreichen
Teilen des Landes am beträchtlichsten. Selbst übez den Ozean
gehen bedeutende Sendungen schwarzburgischer Fabrikate, hauptsäch-
lich Porzellan- und Glaswaren (Thermometer, Barometer, Perlen).
Befördert wird der Handel durch viele gute Kunststraßen, durch
Post- und Telegraphenwesen und durch Eisenbahnen. Seit 1867 ist
Arnstadt durch eine Zweigbahn mit der Thüringer Bahn verbunden;
die Weiterführung dieser Zweigbahn über Plaue, Angelroda bis
Ilmenau wurde 1879 vollendet und die Sekundärbahn Ilmenau-
Langewiesen-Amtgehren wurde 1881 fahrbar. 1869 wurde die
von Nordhausen über Sondershausen nach Erfurt führende Bahn-
strecke dem Verkehre übergeben. Die 1871 eröffnete Gera-Eichich-
ter Bahn berührt an mehreren Stellen den Leutenberger Amtsbezirk
und findet in demselben vorläufig ihr Ende; sie ist 1881 preußische
Staatsbahn geworden, und die Preußische Regierung hat nun die
Verpflichtung übernommen, die Gera-Eichichter Bahn über den
Kamm des Thüringerwaldes bis zum Anschluß an die bayrische
Bahn weiter zu sühren. Bei Saalfeld mündet in die Gera-Eichich-
ter Bahn die 1871 dem Verkehr übergebene Saalbahn ein, die sich
bei Großheringen von der Thüringer Bahn abzweigt und Rudol-
stadt berührt. Geplant ist eine Bahn von Artern über Franken-
Haufen nach Sondershausen, Ebeleben. Schlotheim, Mühlhaufen.