1882 -
Rudolstadt
: Mitzlaff
- Autor: Wallenhauer, G.
- Hrsg.: Merten, Richard
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Vogelschntzv., 1 Thüringer Waldv., (1880 gegründet), 1 städtischer
Armenv. zc. — Am schönen Saaldamm liegt der jetzt einem Parke
gleichende Anger mit Springbrunnen, Theater und Schießhaus; hier
ehemals das größte Vogelschießen Thüringens. Der Hain, Justins-
und Schillershöhe siud die schönsten Puukte der Umgebung. —Rudol-
stadt wurde nach der Sage im 7. Jahrhundert erbaut (s. Geschichts-
zahl 630), 800 zuerst urkundlich erwähnt als Eigentum des Klosters
Hersfeld (in Hessen), geschenkt von Karl dem Großen. 1340 kam es
unter dem Bruder Kaiser Günthers (Heinrich Xv.) durch Vertrag
von Orlamünde an das Haus Schwarzburg. S. Gz/) 1345. Zum
dauernden Wohnsitze wählte es 1573 Gras Albert Vii. — 1788 Schillers
Ausenthalt in Rudolstadt; er lernte hier seine Frau, Charlotte von
Lengefeld, kennen; an ihn erinnern mehrere Häuser mit Gedenktafeln.
Durch die Glockengießerei zu Rudolstadt erhielt er die ersten An-
regnngen zu dem Gedichte „die Glocke." — 1864 den 13. Aug. starb
hier der Dichter und Schriftsteller Prof. Sigismund; sein ansprnchs-
loses Denkmal bei Rudolstadt.
2) Kirch Hasel, ansehnliches, ackerbautreibendes Pfbf.**),
östlich von Rudolstadt am Haselbache, an der Saalbahn und uahe
an der alteuburger Grenze gelegen, mit Haltestation. 1 Sch., 1 £.**).
Große Bierbrauerei. Dazu gehört das nahe dabei gelegene Unter-
Hasel, das sonst eine eigene Dorfgemeinde bildete. Die häufigen
Saalüberschwemmnngen zwingen die Bewohner zum Verlassen ihrer
Gehöfte, die sich bis auf circa 10 vermindert haben. Schließlich
teilt Unterhasel dasselbe Schicksal, wie die nach Rudolstadt zu am
linken Saalufer liegende Wüstung Redewitz, das noch 1512 von
11 Familien bewohnt war.
3) Cumbach, ackerbautreibendes Krchdf.**), (Ftl.** von Nr. 1),
Rudolstadt gegenüber am Gänsebach; mit Orangeriegarten und ge-
räumigen Gewächshäusern und einer bedeutenden Bierbrauerei. I Sch.,
1 L. Von 1700— 1805 hier ein Gestüt. Stutenknechte sollen die
ersten Kartoffeln in unsere Gegend gebracht haben.
4) Volkstedt, stattliches Krchdf. westlich von Rudolstadt, wohin
es pfarrt. 1 Sch., 2 L. Porzellanfabr. mit Zeichenschule, Malerge-
schäft; Einwohner meist Fabrikarbeiter, weniger Ackerbauer. Die
Porzellaufabr., die besonders schöne Medaillons und Blumen liefert,
ist die Zweitälteste im Schwarzburgischen, gegründet 1760 von dem
aus Kursdorf gebürtigen Kandidaten Macheleidt. Fürst Joh. Friedr.
beteiligte sich bei der Gründung und bedachte die Fabrik mit einem
Holzprivileg von 1000 Klaftern Holz. Macheleidt hielt die Bereitung
der Glasur geheim; sie wurde jedoch von den Arbeitern verraten;
deshalb zog er sich mißmutig nach Schwarzburg zurück. Dort brachte
er den Trippstein zur Geltung. — Schillers Aufenthalt 1788 u. 1789;
hier arbeitete der Dichter an „Don Carlos" und an „der Befreiung
*) S. Gz. — Siehe Geschichtszahl der Geschichtstabelle.
**) Pfdf. — Pfarrdorf; Sch. — Schulgebäude; L. — Lehrer; Krchdf. =
Kirchdorf; Fil. — Filial.