1882 -
Rudolstadt
: Mitzlaff
- Autor: Wallenhauer, G.
- Hrsg.: Merten, Richard
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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fang des Wildparkes. 1 Porzellansabrik (hanptsächl. Nippessachen),
1 Massenmühle, 1 Bleiweiß- und Essigfabrik, 1 Schneidemühle, 1
Försterei; 1 Schule mit Turm und Betsaal; 1 Lehrer; eingepfarrt
nach Nr. 100. 1 Turnverein. Meist Fabrikarbeiter. Hier machte
Macheleidt seine ersten Versuche, Porzellan herzustellen, die er in
Volkstedt fortsetzte. Sitzendorf soll seinen Namen vom Gr. Sizzo
haben, der hier einen Küchengarten für seine Burg anlegte.
51) Schwarz bürg, Krchdf. (Fil. von Nr. 61) in einem Wald-
paradies gelegen; der Niederblick auf dasselbe vom nahen Trippstein
ist einzig. Einer der besuchtesten Wallfahrtsorte der Touristen.
Schöiiste Partie des Wildgartens. Das Dorf meist von Fabrik-
und Steinarbeitern bewohnt. 1 Kriegerverein, 1 Turnverein, 1 Vor-
schußverein, 1 Konsumverein, 1 landwirtschaftlicher Verein. Mahl-
und Schneidemühle, 1 Schwarzfarbenfabrik. 1 Sch., 1 L.
Das Schloß thront auf einer Bergzunge des Tännighanptes,
die 80 m hoch aus dem baumreichen Wiesengrnnde emporragt und
von der Schwarza umflossen wird. Man gelangt in dasselbe durch
die Burgvogtei; an diese stößt das Zenghaus, das alte
Waffen von großer Schönheit und Seltenheit, 1 Kanone Napoleons I.,
reich vergoldete Schlitten mit altertümlichen Pferdegeschirren und
sonstige Kuriositäten enthält. Das Schloß selbst hat im Schloßhose
eine Säulenreihe aus Großgölitzer Sandstein, breite Treppen aus
Döschnitzer Marmor, Galerieen, die mit schönen, oft vielendigen Hirsch-
geweihen verziert sind, und folgende bemerkenswerte Teile: 1) die
Schloßkirche, mit einem Gipsabgüsse des in Frankfurt a. M.
befindlichen Grabdenkmales König Günthers; unter der Kirche das
jetzt uicht mehr benutzte fürstliche Erbbegräbnis; 2) das Pserde -
zimmer mit 246 von der Hand des Fürsten Ludwig Günther
in Öl gemalten Pferden; 3) den Speisesaal; er enthalt lebens-
große Bildnisse von Schwarzburger Grafen, die „Schwarzburgerjung-
sran", einen Holzblock, welcher Gästen, die zum ersten Mal auf der
Schwarzburg sind, um den Hals gelegt wird und die „Auerhenne",
ein Gefäß, aus dem diese trinken müssen; 4) den neu hergestellten
Kaisersaal mit 4 lebensgroßen Porträts deutscher Kaiser in der
Kuppel (Karls d. Großen, Heinrichs I., Barbarossas, Günthers v. Schw.)
und auf den Wänden mit geschichtlichen und sinnbildlichen Darstellungen
aus der schwarzburgischeu Geschichte und Industrie. — Die Gründung
der Schwarzburg ist nicht nachzuweisen; doch soll sie in die Zeit Karls
der Großen 'fallen. 1123 werden zuerst Grafen v. Schwarzburg ur-
kundlich erwähnt (Sizzo Iii.). Im 30-jahr. Kriege, besonders 1640,
war die Burg Zufluchtsort des. Grafen und vieler Bewohner der
von Kriegshorden heimgesuchten schwarzbnrgischen Nachbarorte.
1726 brannte die Burg bis aufs Thor mit Turm und dem Kaisersaal
ab und wurde nun bis 1744 in der jetzigen Gestalt wieder herge-
stellt. Die Schloßgruft dieute bis zum 18. Jahrh. als Erbbegräb-
uis. Da das Schwarzathal damals schwer fahrbar war (man mußte
8mnl durchs Wasser fahren), ging der „Leichenweg" (noch jetzt so