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1. Heimatskunde der Fürstentümer Schwarzburg - S. 74

1882 - Rudolstadt : Mitzlaff
— 74 — und Prinzen, seit dem 29. Aug. 1878 Schulgebäude für das fürstliche Gymnasium (6 Kl.)*). 4) 4 evangel. Kir ch e n, deren sehenswerteste die alte, schöne Liebfrauenkirche, das schönste Baudenkmal Thüringens, aus dem 12. und 13. Jahrh.**) mit 1 Glockenturme und 2 achteckigen, reich verzierten Türmen frühgotischer Zeit n. den Grabdenkmälern Günthers des Streitb. (-j- 1583) n. seiner Gemahlin Kathar. v. Nassau (-j- 1624). An dem schönsten dieser beiden Türme, dem nordwestlichen, ist der Baumeister in Stein gehauen, wie er seinen Gesellen in die Tiefe stürzt und dessen Hündchen ihm nach- springt. Die Sage erzählt dazu folgendes: Bei Erbauung der Kirche übertrug der Meister den Bau des vorderen Turmes seinem Ge- feiten, während er den anderen Turm ausführte. Es faud sich, daß der Turm des Gesellen schöner und zierlicher emporstieg. Darüber erzürnt, sprach der Meister zu dem Gesellen, als dieser seinen Lohn verlangte: „Dein Turm ist wohl geraten; aber ich finde doch einen Fehler an ihm, den ich dir droben zeigen will." So stiegen sie denn hinauf, und das treue Hündchen folgte mit. Oben angekommen, fagte der Meister zu dem Gesellen: „Wenn du den Fehler sehen willst, mußt du zum Schalter hiuaus blicken." Der Geselle thnt es, und indem er sagt: „Ich sehe nichts!" schrie der Meister: „Hier hast du deinen Lohn!" und stieß ihn vollends hinaus, daß er in die grausige Tiefe stürzte und tot war. Das Hündchen wimmerte ent- schlich und sprang seinem Herrn nach. — Ein während der letzten Decennien aufgesammelter Baufond ermöglicht die vollständige Er- Neuerung des ehrwürdigen Bauwerks. Die Arbeiten haben 1880 begonnen u. dürften 5jahre dauern/**) — Dieoberkirche (Bar- füßerk.) hat ein wertvolles Altargemälde (der Gekreuzigte und Auf- erstandene) und Handschristen Luthers. Die Neue Kirche, sonst Bonisazinskirche, 1676 erbaut, an welcher der große Orgelspieler und Orgelkomponist Joh. Seb. Bach 1703 — 1707 Organist war, mit der vortrefflichen neuen „Bach-Orgel", zu der Bachs Verehrer aus aller Welt beigesteuert. Die Gottesackerkirche, auf deren Gottesacker sich die Totengrüfte der Erbfürstin Marie (f1838), des Erbprinzen (f 1833) und der Fürstin Karoline befinden. — Die neue katholische Kirche. 1 Synagoge. 5) das stattliche Rathaus, 1581 nach dem Muster des Brüsseler erbaut mit künstlichem Uhr- werk und der Statue des ehemaligen Schutzheiligen Bonisazins. — Bahnhof. 1 Denkmal zur Erinnerung an die Fürstin Karoline, 1858 *) Das Ghmn. kommt zuerst 1369 in einer Urkunde als lateinische Schule vor, war bis 1581 in einem Hause neben der Bonisazinskirche, dann bis 1864 in das Barfüßerkloster verlegt, zuletzt in das frühere Waisenhaus. — **) Der westliche Teil, der ältere im romanischen Stile, soll ums I. 970 vom Erzbischof Wilhelm von Mainz erbaut sein. ***) Der große Glockenturm, auf dem sich das herrliche Geläute As. befindet, ist bereits fertig. Als im Nov. 1880 die Glocken wegen des Umbaues herabge- nommen wurden, stürzte die größte derselben, die 92 Ctr. schwere „Susanna" herab in die Kirche, ohne Schaden zu nehmen.
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