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1. Unser Vogtland - S. 44

1899 - Leipzig : Dürr
— 44 — und Nürnberg Formschneider, Zeichner und Färber mit. Dadurch hob sich die Fabrik so, daß ihre Erzeugnisse sehr bald weithin einen guten Ruf erlangten. Die Baumwollenweberei bewahrte ununterbrochen ihre Blüte; ja, nach der Mitte des 18. Jahrhunderts brach eine goldene Zeit für sie an. Die „Planensche Ware", für bereit verschiedene Artikel man die allgemeine Bezeichnung „Musseline" gebrauchte, fand in den Ländern am Mittelländi- schen Meere bis nach Kleinasien ein neues Absatzgebiet. Die Hauptschau hatte vollans zu thun. In den zehn Jahren von 1771 bis 1780 lagen ihr über 500 000 Stücke zur Schau vor. In dem folgenden Jahrzehnt stieg die Zahl auf mehr als das Doppelte. So konnte es auch nicht fehlen, daß der Wohlstand der Stadt Plauen sichtlich zunahm. Die Kriegsschulden ans dem siebenjährigen Kriege konnten schon bis zum Jahre 1779 vollständig gedeckt werden. Die reichen Handelsherren verwendeten ihren ansehnlichen Gewinn zum Teil auf die Erbauung neuer, schöner Häuser, wozu sich Raum genug bot, da schon 1764 der Stadtgraben trocken gelegt und 1786 ein großer Teil der Stadtmauer abgetragen worden war. Vor den Thoren wurden hübsche Gürten angelegt, und die Stadt gewann ein freundlicheres Aussehen. Die gepriesene goldene Zeit ging aber im Anfange des 19. Jahrhunderts schnell zu Ende. Infolge des zu Wafser und zu Laude ausgebrochenen Krieges hörte plötzlich der gewinnreiche Absatz der Planenschen Ware nach der Türkei und Kleinasien auf. Die Fabrikation kam ins Stocken. Mancher Reiche wurde unverseheus zum armen Manne; mancher Arbeiter, der früher guten Verdienst gehabt hatte, mnßte darben, und viele waren sogar genötigt ihr Brot vor den Thüren der Wohlhabenden zu sucheu. Die „Kontinental- sperre" unter Kaiser Napoleon I. brachte zwar durch die Verdrängung der englischen Ware der Plauenscheu Industrie Erleichterung; die vorige Blüte kehrte jedoch nicht wieder. 2. Aber gerade in den Zeiten des Niederganges eines Industriezweiges wird häufig der Gruud zum Auskommen eines audern gelegt. So geschah es auch in Plauen um das Jahr 1810 durch die Gattin des Kaufmanns C. G. Krause. Sie hatte in ihrer Jugend am Hofe zu Weimar die französische Art des Weißstickens mit Laug- und Plattstich erlernt. Was j damals ihr znr Ausfüllung müßiger Stunden gedient hatte, lehrte sie nun deu feiernden Arbeiterinnen ihres Mannes. Dieser sorgte mit Hilfe tüchtiger „Vorzeichner" für gute Muster und ließ nach denselben gestickte Kragen, Taschentücher, Kleider u. drgl. herstellen. Sie fanden gnten Absatz, und so entstand ein neuer lohnender Erwerbszweig die Weißstickerei. Sie nahm einen großen Ansschwuug, als sich im Jahre 1834 Sachsen an den deutschen Zollverein anschloß. Wenn sich der neue Industriezweig jetzt über das gauze Vogtland, ja bis Schneeberg, Eibenstock, Johanngeorgenstadt ausgebreitet hat, so ist Plaueu noch immer der Mittelpunkt und Hanptplatz, wo sich mich die bedeutendsten Stickereigeschäfte befinden. — Zu Ehren der Familie Krause heißt eine Straße der Stadt Plauen „Kranseustraße." — Da die Erzeuguisse der Plaueuscheu Industrie zu einem großen Teile nicht der Befriedigung unumgänglicher Bedürfnisse dienen, so ist sie häufig Wechselfällen ausgesetzt. Sobald im Ju- und Auslaude durch Krieg oder Teuerung Geschäftsstocknngen eintreten, so geht die Nachfrage nach unseren
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