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1. Unser Vogtland - S. 56

1899 - Leipzig : Dürr
— 56 — Gottes Willen, er möge schnell drei Kreuze in die Fichte schneiden; denn der wilde Jager sei ihr hart auf den Fersen. Der Bursche that so schnell als möglich, was sie verlangte, und verkroch sich dann mit deni fremden Weibchen unter dem Baumstamme. In demselben Augenblicke sanfte aber auch schon das „wütende Heer", nämlich der wilde Jäger mit seinen bösen Geistern, heran. Weil aber in den Baumstamm drei Kreuze geschnitten waren, so hatte der Feind keine Macht über das Holzweibchen. Fluchend und wetternd zog er ab, und das Weibchen war gerettet. Es gab seinem Retter einen grünen Zweig aus seinem Körbchen, bedankte sich herzlich und — war verschwunden. Der gute Bursche hatte zwar auf keinen Dank ge- rechnet, sagte aber doch für sich: „Nun, wenn mir das graue Mütterchen einmal etwas schenken wollte, so hätte es sich am Ende doch ein wenig mehr angreifen können! Was soll mir denn dieser Zweig nützen?" Mißmutig wollte er ihn wegwerfen, besann sich aber noch zu rechter Zeit und steckte ihn zum Andenken an die wunderbare Begebenheit an seine Mütze. Ver- drossen ging er nun seines Weges weiter. Da wurde ihm sein Mützlein immer schwerer und schwerer, und als er es endlich abnahm, da war der Zweig gewachsen. Und siehe! Goldblätter glitzerten ihm von demselben ent- gegen ; ja, es wuchsen deren immer mehr und mehr daran. Mit dem Wandern war es nun aus, und fröhlich kehrte er zu den Seinen zurück. Wie jauchzten und jubelten diese, als er am Abende gesund und munter mit seinem wunderbaren Schatze wieder bei ihnen ankam! Aus dem Zweige wurde nach und nach ein Bäumchen, das immer neue Goldblätter trieb. Der Holzhauer verkaufte diese für schweres Geld in der Stadt, wo sie von den schönen Damen als Schmuck getragen wurden. Nun baute er sich von dem Gelde ein gar schönes Häuslein. Bald hielt er Hochzeit und zog mit den Seinen in das neue Heim. Da ihm uun geholfen war und er also das Bäumchen nicht mehr brauchte, war es eines Tages verschwunden. 6. Manches von euch spricht vielleicht: „Warum lassen sich denn die Waldlentchen heute nicht mehr sehen? Vielleicht könnte auch ich durch sie mein Glück machen!" Nun, ein Holzweibchen soll einmal geklagt haben, es sei uicht mehr schön auf der Erde, weil die Leute die Brote in den Ofen und die Klöße in den Topf zählten und die Holzhauer nicht mehr auf den Stock eines jeden gefällten Baumes drei Kreuze machten. Ihr müßt nämlich wissen, daß diese Holzzwerge nur von ungezählten Brote» und Klößen essen durften und nur in solchen Baumstöcken wohnen konnten, welche mit drei Kreuzen versehen waren. Vielleicht finden wir in diesen Klagen den Grund, weshalb nns die Holzmännchen und Holzweibchen nicht mehr besuchen. Laß dir's aber nicht zu sehr zu Herzen gehen; das wahre Glück liegt uicht im Golde! Sei nur immer brav und fleißig, fo wirst du auch ohne die Holzleutchen genug haben. ,,-Bet' und arbeit', so hilft Gott allezeit!" 22. Zwei Sagen vom Stehenbaume. I. Eiust zogen die Hussiten raubend, sengend und mordend durch Sachsen. So kamen sie auch in das Vogtland. Vor ihnen her flog die Kunde von
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