1899 -
Leipzig
: Dürr
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Vogtland
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Man erkennt die letzteren leicht an den Endsilben itz, itzsch, a, au; z. B.
Chrieschwitz, Feilitzsch, Pausa, Lieban.
2. Der Besiedelung folgte die Bebauung des Landes auf dem Fuße.
Im Frühjahr wurde der hölzerne Hakenpflug von einem Rindergespann
oder von dem Ackergaul über die Feldflur gezogen. In dem gelockerten
Boden baute dauu der Landmann Hafer, Gerste, Roggen, ja sogar Weizen
an. Die Frucht wurde mit der Sichel geerntet und auf der Tenne unter
freiem Himmel ansgedrofcheu. Mittels Handmühlen, die aus zwei durch-
löcherten Mahlsteinen bestanden, von denen der eine gedreht wurde, gewann
man aus dem Korn das grobe Mehl zur Brotbereitung. Der Obst- und
Gartenbau genoß bei den Sorben nur wenig Pflege. (Vielleicht trägt das
Dorf Planschwitz — das Wort bedeutet Holzapfelbusch — seinen Namen
nach den wilden Obstbäumen, die daselbst zur Sorbenzeit gediehen.) Mit
Vorliebe aber wurden Rüben, Hopfen, Hanf und Flachs angebaut und die
faftigen Wiesen abgemüht. Die Namen Syra, Syran, die von
zyr = Weide herkommen, weisen auf den kräftigen Graswuchs des Syra-
thales hin.
Neben dem Ackerbau wurde natürlich die Viehzucht eifrig betriebeu.
Rinder und Pferde weideten in den sumpfigen Triften; Schafe und Ziegen
grasten an den Berglehnen. Die Gehöfte waren belebt von Geflügel,
namentlich von Hühnern, nach denen manche Dörfer benannt wurden.
(Jocketa häugt mit kokotu = Hahn zusammen.) Ganz besonders aber
liebten die Sorben die Bienenzucht; sie gebrauchten den Honig zur
Zubereitung süßer Speisen und Getränke, besonders des Mets, ihres
Lieblingstrankes. Die fleißigen Bienen fanden auf den blumigen Wiesen
reichlich Nahrung und in den hohlen Bäumen des Waldes genug Raum
zum Ablegen des Honigs. — Die Wälder, die den Ansiedlern große
Ausbeute an Holz gewährten, waren reich an jagdbaren Tieren; in ihrem
Dunkel hausten Bär und Wolf, Fuchs und Eber, auf die der Sorbe Jagd
machte. Aber nicht nur der Jäger, auch der sorbische Holzhauer suchte
deu Wald auf. Seine Axt brachte viele Bäume zum Fall, und oft eut-
standen au solchen Lichtungen neue Ansiedelungen. An das Ausroden der
Wälder erinnern jetzt noch verschiedene slavische Namen: Trieb bedeutet
z. B. den durch gelichteten Wald hinfließenden Bach, Treuen heißt Ort
am Holze, Posseck Waldhau, Mißlareuth die Rodung des Misl. Die
gefällten Stämme wurden auf den Flüssen und Bächen geflößt. Ein solcher
Hauptfloßplatz scheint Planen gewesen zu sein; denn sein Name bedeutet
Floßplatz. Das klare Wasser der Elster und ihrer Nebenflüsse lud aber
auch zum Fischfang ein, und die Fischerei war damals so ergiebig, daß
manche Dörfer ausschließlich von ihr leben konnten.
Während nun der eine Teil des Sorbenvolkes durch Ackerbau, Vieh-
Zucht, Jagd und Fischfang die notwendigen Lebensmittel zu gewinnen suchte,
war der andere Teil bemüht, die unentbehrlichsten W erkzeu ge und Ge-
räte des täglichen Lebens zu fertigen. Dem Sorben war die Schmelz-
und Schmiedearbeit nicht unbekannt. Der heutige Ortsname Kobitzsch
(Kobitzschwalde!) bezeichnete die Hütte eines Schmiedes. Die Töpfer
formten mit der Hand und der Drehscheibe Töpfe und Krüge, Schüffeln
schalen und Urnen. Einfach wie das Hausgerät war auch die Kleidung
des Sorben; er spann die Wolle des Schafes zu Garu und verstand auf